Hamburg. Der deutsche Dackel. Ein Monument teutonischer Treue und Trutzigkeit. Halb so hoch wie ein Hund, aber doppelt so lang. Kann bei fünf Kindern gleichzeitig auf dem Schoß sitzen. Seine Erscheinung wird von Züchtern als "kompakt und muskulös" gewürdigt, "mit herausfordernder Haltung des Kopfes". Als eine Art Sylvester Stallone mit Schlappohren also. Blasphemische Geister sprechen von einer "Wurst auf Beinen".

Kaiser Wilhelm II., der zwar selber keine kurzen Beine, aber immerhin einen kurzen Arm hatte, bereitete seinem kaisertreuen Dackel Erdmann in Kassel gar einst ein würdiges Grabmal.

Und was müssen wir nun Schreckliches über diesen caniden Charakterkopf, Angehörigen einer der ältesten deutschen Hunderassen, lesen? Nur noch mickrige 7300 Welpen erblickten 2005 das Licht der Welt, im Olympiajahr 1972 waren es noch 28 000 Kleinkläffer. Stirbt der Dackel aus??, gellte es durch die Presse. Das kommt davon, wenn sich Herrchen und Hund zu sehr miteinander identifizieren. Erst hat der deutsche Mann keinen Bock mehr auf Nachwuchs, dann stellt auch Waldi seine Bemühungen ein.

Nun sterben ja täglich 130 Tier- und Pflanzenarten aus; wir vermissen bereits schmerzlich den Sardischen Pfeifhasen und den Knolligen Neuseeland-Rüsselkäfer. Aber der Dachshund ist besonders unverzichtbar.

Gezüchtet, um in Fuchslöcher zu passen, eignet sich das tiefergelegte Tier auch gut für heutige Sozialwohnungen. Und es ist eine höchst wandelbare Rasse: Es gibt den Dackel in einer Langhaar-, Kurzhaar- und Rauhaar-Version - etwa so wie Britney Spears. "Lumpi" ist überdies der Inbegriff bürgerlicher Lebensart: keine Staus, keine Hektik, kein anderes Tier. Vom Schäferhund mal abgesehen. Also: Rettet den deutschen Dackel! Es darf nicht so weit kommen, dass er nur noch in Wackel-Form auf der Hutablage vorkommt. Ohne ihn geht's nicht.

Höchstens in einer Anekdote. Der relativ bekannte Physiker Albert Einstein erklärte einst einem leicht unterbegabten Studenten so die drahtlose Telegrafie: "Stellen Sie sich einen Dackel vor, der von London bis New York reicht. Wenn Sie ihn in London in den Schwanz kneifen, jault er in New York. Drahtlose Telegrafie ist genauso - nur ohne Dackel."