Blutiger Familienstreit im Hause des aus Hamburg stammenden Filmemachers Norbert Friedländer.

"Komm schnell, mein Sohn halluziniert wegen der Drogen", rief Norbert Friedländer (55) dem Polizisten noch zu. Es waren die letzten Worte des Filmproduzenten aus Hamburg. Dann erstach ihn sein Sohn Aahron (23). Die Bluttat geschah am Donnerstag in Friedländers Haus in Jerusalem, wo er seit 1995 lebte. Die Szene war das blutige Ende eines Familiendramas. Denn nicht nur Friedländer, der von 1986 bis 1989 Bezirksabgeordneter der SPD im Altonaer Rathaus war, wurde zum Opfer des eigenen Kindes, auch seine Frau Annemarie (51) starb. Seiner Stiefmutter hatte Aahron die Halsschlagader aufgeschlitzt. Der herbeieilende Polizist erschoss den 23-Jährigen kurzerhand. Denn: Im Haus befanden sich noch seine Halbgeschwister, elf und 14 Jahre alt. Einige Kugeln könnten auch den sterbenden Vater getroffen haben, hieß es später bei der Jerusalemer Polizei. Der Streit hatte auf der Straße begonnen. "Wir verstanden kein Wort, sie sprachen Deutsch", sagte ein Nachbar. Ging es um Drogen? Der Sohn Aahron aus erster Ehe soll in Deutschland "auf der Strasse gelebt haben". Er sei drogensüchtig und Alkoholiker gewesen. Vor einem halben Jahr holte Norbert Friedländer - in Israel nannte sich der jüdisch-stämmige Hamburger Abraham - seinen Sohn nach Jerusalem. Er hoffte, ihn dort von seiner Sucht befreien zu können. Friedländer selbst war 1995 aus Hamburg - er wohnte am Hohenzollernring in Ottensen - nach Jersualem eingewandert, "weil ihm das Leben hier als Jude zu gefährlich erschien. Er hatte diese Urangst", sagt Jens Huckeriede (53), Filmemacher aus Hamburg. Für seinen Film "Haus des Lebens" führte Huckeriede 1992 ein Interview mit Friedländer. Es ging um die umstrittene Bebauung des ehemaligen jüdischen Friedhofs in Ottensen. 1992 machten ultraorthodoxe Juden dagegen mobil. Friedländer unterstützte deren Position öffentlich. "Bei dem Thema jüdisches Leben war er sehr engagiert, hatte eine klare Position", so Huckeriede. Ein Teil seiner Familie starb in Konzentrationslagern. Regisseur Hark Bohm (63) erinnert sich an Friedländer als einen Filmproduzenten "der emotional und eher chaotischer Natur war." 1990 hatte Friedländer sein letztes Werk in Deutschland produziert: den Film "Via Appia". Das Ehepaar Friedländer hinterließ neben den beiden kleinen Kindern noch zwei ältere Söhne. Beide sind in der israelischen Armee im Dienst.