Sie galt als größter Nachwuchsstar Schwedens. War es Selbstmord?

Stockholm. Millionen ARD-Zuschauer kennen sie als Linda Wallander, TV-Polizistin und Tochter des Kommissars Kurt Wallander, aus der Feder des schwedischen Bestsellerautors Henning Mankell (59). Noch am vorigen Sonnabend klärte Linda alias Johanna Sällström in der Episode "Tod im Paradies" an der Seite ihres Fernsehvaters eine Mordserie auf. Jetzt ist die Schauspielerin tot. Sie wurde nur 32 Jahre alt.

Schwedens größter Nachwuchsstar starb in seiner Wohnung in Malmö. Polizisten entdeckten die Leiche, weil sich Verwandte Sorgen um Sällström gemacht hatten. Warum sie so jung sterben musste, ist noch nicht bekannt. Die Polizei: "Es steht aber fest, dass kein Verbrechen vorliegt." Viele Schweden fragen sich geschockt: War es Selbstmord?

Die schöne Schauspielerin stand seit ihrem 15. Lebensjahr auf der Bühne. Mit 22 bekam sie den begehrten Guldbagge-Filmpreis, den "schwedischen Oscar". Zuletzt erlebte sie viele Hochs und Tiefs: Sie verliebte sich in Albin, einen Kameramann aus Berlin, bekam Tochter Talulah (5), trennte sich wieder und arbeitete außergewöhnlich viel - sie drehte 13 Filme in zwei Jahren. Sällström verdiente viel Geld und war trotzdem ständig pleite. "Ich kann einfach nicht mit Geld umgehen", gestand sie einmal. Weihnachten 2004 entkam sie in Thailand nur knapp dem Tsunami. Das Erlebnis war so traumatisch, dass Johanna Sällström erst vor wenigen Wochen darüber berichten konnte: "Wir saßen oben im Dschungel in den Bäumen und warteten auf die zweite Welle. Es ging das Gerücht, dass eine Welle kommen wird, die so groß ist, dass sie die ganze Insel vernichten wird. Danach habe ich einen Blackout. Ich weiß nur noch, wie ich wieder heimgekommen bin. Drei Tage später begannen die Dreharbeiten für Wallander." Der Tsunami veränderte sie. "Vielleicht hätte sie damals psychologische Hilfe gebraucht", sagt ihre Großmutter. Johanna Sällström selbst verriet: "Wenn man dem Tod so nahe war, dann denkt man: Okay, du hast eine neue Chance bekommen. Es hat mir geholfen, wirklich leben zu wollen. Ich dachte immer, ich sterbe, bevor ich 30 bin. Heute bin ich glücklich darüber, dass ich lebe."

Zufrieden mit sich war sie trotzdem nicht. Oft fand sie sich zu dick, quälte sich mit Diäten. "Ich habe meinen Körper bestraft. Ich habe die Energie einer Tänzerin, aber nicht den Körper dafür." Seit dem Herbst spielte sie wieder Theater. Nach der Premiere von Tschechows "Die Möwe" gestand sie: "Es ist wichtig, sich selbst zu lieben. Aber das ist sehr schwierig. Vor der Vorstellung meditiere ich deshalb immer."

Viele Kollegen bekundeten ihre Trauer. Auch der Autor Henning Mankell: "Ich bin sehr, sehr unglücklich darüber, dass ein junger, begabter Mensch auf diese Art von uns gerissen wird."