Sitzt ihr verurteilter Mörder unschuldig im Gefängnis? Oder sind die Bilder gefälscht? Vater sicher: “Das ist meine Tochter!“

Lichtenberg. Es ist ein Foto, das einem den Atem raubt. Ein hübsches, aber ansonsten unauffälliges Mädchen ist darauf zu sehen, etwa zwölf oder 13 Jahre alt. Angeblich soll es die seit fast sechs Jahren verschwundene Peggy aus Lichtenberg (Bayern) zeigen. Bisher gingen die Behörden davon aus, dass sie schon lange tot ist - ermordet im Alter von neun Jahren.

Der geistig zurückgebliebene Gastwirtssohn Ulvi K. (28) soll das Mädchen getötet haben. Eine Leiche wurde aber nie gefunden. Das Landgericht in Hof verurteilte den Mann, der sich auf dem Entwicklungsstand eines etwa Zehnjährigen befindet, im April 2004 wegen Mordes zu lebenslanger Haft, obwohl die Indizien nicht viel hergaben und direkte Beweise fehlten. Lediglich ein von ihm widerrufenes Geständnis diente als Grundlage für die umstrittene Entscheidung. Der "Spiegel" schrieb danach: "Der Prozess war von Anfang bis Ende ein einziger Skandal. Fest steht: Selbst Mario S. (38), Peggys leiblicher Vater, der die Familie schon geraume Zeit vor dem Verschwinden seiner Tochter verließ, ist von der Unschuld des Gastwirtssohns überzeugt.

Mario S. hat einen privaten Ermittler eingeschaltet. Zu viele Merkwürdigkeiten, zu viele Ungereimtheiten waren seiner Einschätzung zufolge bei den amtlichen Nachforschungen zutage getreten. Vor allem die Rolle seiner Ex-Frau, Peggys Mutter Susanne Knobloch (34), verursacht nicht nur bei ihm einen faden Beigeschmack.

Pornografische Aufnahmen auf einer einschlägigen Internet-Seite haben seine Befürchtungen bestärkt. Der von ihm beauftragte Detektiv entdeckte ein gutes Dutzend Schmuddel-Aufnahmen, die ein Mädchen zeigen, das eine frappierende Ähnlichkeit mit der verschwundenen Peggy aufweist. Auch eine erwachsene Frau ist mit dem Kind zu sehen. Sie ist nach Einschätzung der Familie Susanne Knobloch. Inzwischen ermittelt auch wieder die Staatsanwaltschaft Hof.

Noch brisanter ist allerdings ein Foto, das der im Auftrag von Peggys Vater tätige Detektiv erst vor Kurzem aufgetrieben hat: Mario S. ist sich jetzt ganz sicher, dass es sich bei dem etwa 13 Jahre alten Mädchen um seine Tochter handelt. Das wäre der Beweis, dass Peggy lebt. Noch ist die Echtheit aber nicht zweifelsfrei geklärt - zumindest teilweise könnte es sich auch um plumpe Fotomontagen handeln.

Der Ermittler, der davon ausgeht, dass sie schon im Kindesalter Opfer sexuellen Missbrauchs geworden ist, sagte der Münchner "Abendzeitung": "Die Spur führt nach Weimar. Wir haben konkrete Anhaltspunkte, dass Peggy dort unter falschem Namen lebt." Den Ermittlungsakten ist zu entnehmen, dass Susanne Knobloch erst fünf Tage vor Peggys Verschwinden bei der Gemeinde in Lichtenberg die Verlängerung des Kinderausweises beantragt hat, obwohl der noch rund ein Jahr Gültigkeit besaß. Und noch undurchsichtiger: Die Frau holte ihn zwei Monate später auch dort ab. Inzwischen wohnt sie selbst nicht mehr in Lichtenberg. Der Ermittler: "Da darf man schon einmal fragen, was sie mit dem Ausweis einer ,Toten' wollte."

Nach Peggys Verschwinden meldeten sich etliche Zeugen, die das Mädchen gesehen haben wollen, unter anderem in der Türkei. Dort soll Peggy in dem Ort leben, aus dem der damalige Lebensgefährte ihrer Mutter, Erhan Ü. (30), stammt.