ROM. Die Geschichte der reichsten und mächtigsten florentinischen Familie muss erneut umgeschrieben werden. Francesco de Medici, Großherzog der Toskana, starb 1587 offenbar doch nicht an Malaria, wie bisher in den Chroniken berichtet wurde. Fast 420 Jahre nach seinem Tod beweist jetzt eine DNA-Analyse: Er wurde ebenso wie seine Frau Bianca Cappello von seinem eigenen Bruder ermordet.

Der jüngere Bruder, Ferdinando de Medici, dem das Regierungsamt verweigert worden war, machte sein Glück zwar zunächst als Kardinal im Vatikan. Doch sofort nach dem Tod des Großherzogs der Toskana wurde der ehrgeizige Zweitgeborene des Brudermords beschuldigt. Um den Verdacht zu zerstreuen, ließ er eine Autopsie an der Leiche seines Bruders anordnen, die ihn damals entlastete: Francesco sei an Malaria gestorben, befanden die Ärzte - und zogen damit den Schlussstrich unter die Untersuchung, nicht aber unter das verbreitete Misstrauen gegen den Bruder. Dieser hatte sich erst kurz vor Francescos Tod zum Schein mit ihm versöhnt, um nach dessen Ableben sein Nachfolger als Großherzog zu werden.

Erst vor wenigen Tagen ergab die toxikologische Analyse an Leberfragmenten der Leichen, dass beide mit Arsen vergiftet worden waren. Die Chroniken berichten, dass Francesco und seine Frau sich zuvor nach einer Jagdpartie, an der auch Ferdinando teilgenommen hatte, mit starken Magenbeschwerden ins Bett legen mussten. Elf Tage lang kämpften sie mit dem Tod, bevor sie qualvoll verendeten.

Die Medizinhistorikerin Donatella Lippi kam dem Mord auf die Spur, indem sie entdeckte, dass die Eingeweide der beiden in der Krypta der Kirche Santa Maria di Bonistallo beigesetzt worden waren. Bei Ausgrabungen stieß sie auf "einen Haufen Geröll, zwei Kruzifixe und drei Stücke biologischen Materials", die sie von Toxikologen der Universität Florenz untersuchen ließ.