Nach dem Todeskampf reagiert der Gouverneur und lässt nun die Exekutionsmethode prüfen. Der Skandal entfachte eine Diskussion, in der die Todesstrafe generell in Frage gestellt wird.

Ocala. Nach einem gravierenden Fehler beim Setzen der Giftspritze für einen Todeskandidaten in Florida wird diese Hinrichtungsart in den USA nun diskutiert. Damit gewinnt auch die Frage, ob die Todesstrafe generell oder zumindest in weiteren Bundesstaaten abgeschafft werden könnte, neue Aktualität.

Der Gouverneur von Florida, Jeb Bush, setzte alle Exekutionen in dem Staat bis auf Weiteres aus. Zudem wurde ein Hinrichtungsmoratorium in Kalifornien verlängert. Richter Jeremy Fogel entschied, die Anwendung der Giftspritze könnte zu große Schmerzen verursachen und deshalb gegen die amerikanische Verfassung verstoßen.

Auslöser der jüngsten Kontroverse war der 34 Minuten lange Todeskampf von Angel Nieves Diaz. Bei ihm wurden die Injektionsnadeln falsch gesetzt, sodass sie die Venen des verurteilten Mörders durchstießen. Die tödlichen Chemikalien gelangten deshalb nicht schnell in die Blutbahn, sondern ganz langsam ins Muskelgewebe. Dadurch erlitt der 55-Jährige nicht nur rund 30 Zentimeter lange Verbrennungen an beiden Armen, er war auch noch lange Zeit bei Bewusstsein. Schließlich musste ihm eine zweite Dosis verabreicht werden, was nach Angaben des Leichenbeschauers William Hamilton "sehr ungewöhnlich" ist.

Er atmete noch 24 Minuten lang

Ob Diaz starke Schmerzen erlitten habe, wollte Hamilton nicht sagen. Dazu werde er sich erst äußern, wenn die Autopsie beendet sei, sagte der Gerichtsmediziner. Weitere Tests könnten noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

In der Regel dauern Hinrichtungen mit der Giftspritze in Florida weniger als 15 Minuten, der Häftling wird nach drei bis fünf Minuten bewusstlos. Diaz bewegte sich aber offenbar nach 24 Minuten noch, atmete und versuchte zu sprechen. Jonathan Groner, Medizinprofessor an der Universität des Staates Ohio, zeigte sich überzeugt, dass der Todeskandidat grauenvolle Schmerzen erlitten haben müsse, so, als würden ihm die Arme mit Feuer verbrannt. Kent Garman von der medizinischen Fakultät in Stanford, Kalifornien, ergänzte, Diaz dürfte bis zuletzt schwere Atembeschwerden verspürt haben, weil das Gift zu langsam gewirkt habe.

Die Frage, ob Exekutionen mit der Giftspritze generell große Schmerzen auslösen, steht im Mittelpunkt der juristischen Einsprüche gegen diese Hinrichtungsart. In Missouri wurde sie im November deshalb ausgesetzt. In Kalifornien, dem Staat von Gouverneur Arnold Schwarzenegger, urteilte Richter Fogel, dass es sich generell um eine grausame Methode handele. In Florida erklärte Gouverneur Bush, der Bruder von Präsident George W. Bush, es werde vorerst keine Hinrichtungen mehr geben. Er setzte eine Kommission zur Überprüfung der Giftspritze ein, die bis 1. März ihren Abschlussbericht vorlegen soll. In Florida sitzen 374 Häftlinge in der Todeszelle, in diesem Jahr wurden vier Hinrichtungen vollzogen. Die Giftspritze wurde 2000 eingeführt, sie galt als humanere und zuverlässigere Methode als der Elektrische Stuhl. In den vergangenen Jahren wurden 20 Verurteilte mit der Giftspritze getötet.

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