PC-Killerspiele als Vorbild. 18-Jähriger schrieb Lehrern und Mitschülern: “Ihr müsst alle sterben!“ Gestern schoss er auf sie, tötete sich selbst.

Emsdetten. Der Täter trat auf wie seine Helden in den Killerspielen auf seinem Computer: Mit schwarzer Maske, schwarzen Handschuhen, vier Gewehren, Sprengfallen und Rauchbomben bewaffnet hat gestern ein 18-Jähriger in Emsdetten (Münsterland) seine frühere Realschule überfallen, 37 Menschen - fünf von ihnen durch Schüsse - verletzt und anschließend sich selbst gerichtet.

Täter Sebastian B., der am heutigen Dienstag wegen illegalen Waffenbesitzes vor Gericht stehen sollte, erschien während der großen Pause auf dem Schulhof und schoss um sich. Die Kugeln trafen vier Schüler und den Hausmeister. Die Verletzungen der Opfer seien "teilweise gravierend", erklärte Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer. Allerdings schwebe niemand in Lebensgefahr. Die unverletzten Schüler wurden in einem angrenzenden Schulgebäude und auf einer Wiese in Sicherheit gebracht. Polizisten erlitten Rauchvergiftungen, als der Täter mehrere Rauchbomben zündete. Wenig später fanden sie ihn im zweiten Stock tot auf dem Boden liegen. Er habe sich zweifelsfrei selbst getötet, berichtete die Polizei. Da er Sprengfallen am Körper trug, konnte die Polizei erst am Abend seine Leiche bergen.

In das Entsetzen über die Bluttat mischte sich die Frage, warum niemand Sebastian B. an dem Amoklauf hatte hindern können - er hatte ihn auf seiner Internetseite angekündigt. In dem Schreiben heißt es, an der Schule habe er lediglich gelernt, dass er ein Verlierer sei. "Ein Großteil meiner Rache wird sich gegen das Lehrpersonal richten, denn das sind die Menschen, die in mein Leben eingegriffen haben . . ." Und weiter: "Ihr müsst alle sterben."

Der Brief ist mit Bildern illustriert, die Sebastian B. mit Waffen, darunter auch eine Maschinenpistole, zeigen. Ehemalige Lehrer und Mitschüler gaben an, er sei für seine Waffenleidenschaft und sein Faible für das Computerspiel "Counterstrike" bekannt gewesen.

Dies nährte die Debatte, ob man Gewalt verherrlichende Computerspiele verbieten soll. "Ich bin sehr dafür, ein Verbot von Killerspielen in Betracht zu ziehen", sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, der "Netzeitung". Die Bundesregierung lässt, wie im Koalitionsvertrag vor einem Jahr vereinbart, die Auswirkungen solcher Spiele und mögliche Gegenmaßnahmen von Experten prüfen.