DRESDEN. Happy End im Erzgebirge. Jagdpächter Ralf Georgi (56) will das weiße Reh in seinem Revier nahe der sächsischen Kleinstadt Oberlungwitz nicht töten. "Mich stört es nicht", sagte Georgi dem TV-Sender RTL. "Wir warten jetzt mal zwei Jahre ab, und dann sehen wir weiter."

Falls es jemand wagen sollte, das Reh zu erlegen, werde Georgi dies als Wilderei anzeigen. Der Präsident des Jagdverbandes Sachsen und einige Wildtierexperten hatten sich dafür ausgesprochen, das Reh "auszusortieren", damit sich der Gendefekt des Albinos nicht in der Population "festsetzt".

Aus Sorge um das außergewöhnliche Tier hat das "Wildtierland" in Mecklenburg-Vorpommern dem Reh gestern sogar "Asyl" angeboten. Gleichzeitig erklärte Haymo Rethwisch, Vorstand der Deutschen Wildtier-Stiftung, dass Albinos weder erlegt, noch bewusst geschützt werden müssten. Allerdings: "Werden Albinos bewusst geschont, führt das langfristig zu einer geringfügigen Zunahme der weißen Tiere." Auch an der Ostsee gibt es weißes Wild. Abendblatt-Leser Rolf Drenkhahn (64) hat in der Hohwachter Bucht im Mai ein weißes Reh fotografiert. Das Tier werde respektiert und verehrt, sagt der Kontrabassist bei den Hamburger Philharmonikern. Es gebe dort sogar noch einen weißen Hirsch. Drenkhahn: "Den Jäger, der ein weißes Tier erschießt, trifft das Unglück dem Aberglauben nach als Nächsten."

Streit um einen Albino auch in Norwegen. Ein weißer Elch, wurde Mitte Oktober im Wald von Østfold, südlich der Hauptstadt Oslo, entdeckt. Sofort wollten Wissenschaftler und Jäger ihn abschießen lassen, damit seine Gene nicht nachfolgende Elch-Generationen schwächen.

Tierfreunde kämpften für sein Überleben - mit Erfolg. Die Norweger gaben ihm den Namen Albin; er ist inzwischen eine landesweite Berühmtheit. Und eine echte Rarität: Unter den 450 000 Elchen in Skandinavien seien höchstens drei Albinos, schätzt die Tiermedizinische Hochschule Norwegens.