Urlaub im All: US-Unternehmerin als erste Weltraumtouristin auf der ISS. Kurz nach dem Start in Baikonur gab es Gas-Alarm an Bord der Internationalen Raumstation. Der deutsche Astronaut Thomas Reiter und seine Kollegen mussten Atemschutzmasken anlegen.

Moskau. Fast wäre das Rendezvous im All in letzter Minute geplatzt. Doch an Bord der ISS gab es schnell wieder Entwarnung. Ein Nasa-Sprecher in Houston: "Eine Chemikalie war aus einem defekten Sauerstoff-Generator ausgetreten. Die Belüftung wurde kurzzeitig abgeschaltet. Inzwischen ist alles wieder in Ordnung. "

Miss Universum kann kommen!

Sie schwärmte für "Raumschiff Enterprise" und greift nun selbst nach den Sternen: Als erste Weltraumtouristin wird die aus dem Iran stammende US-Unternehmerin Anousheh Ansari (40) morgen mit der neuen Crew auf der ISS erwartet.

Sekunden vor dem Start in Baikonur (6.08 Uhr MESZ) legten die drei Raumfahrer - neben Ansari US-Astronaut Michael Lopez-Alegria (48) und der russische Kosmonaut Michail Tjurin (46) - in der engen Sojus-Kapsel beschwörend ihre klobigen Astronautenhandschuhe aufeinander, dann ging es los. Das US-Fernsehen zeigte, wie die gewaltige Schubkraft das Trio tief in die Sojus-Sitze drückte. Auf Ansaris Raumanzug waren die Flaggen ihres Geburtslandes Iran und ihrer Wahlheimat USA aufgenäht.

Fasziniert verfolgte die hübsche Hobby-Astronautin, die als 48. Frau ins All abhob, wie das Raumschiff nach neun Minuten Flug die Erdumlaufbahn erreichte. Als das Maskottchen der Mission, ein an einem Band aufgehängter Stoff-Dachs, zu schweben begann, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Schon als Kind hatte Ansari in ihrer Heimat Iran sehnsüchtig zu den Sternen hinaufgeschaut. "Solange ich mich erinnern kann, habe ich diesen Wunsch immer in meiner Seele und meinem Herzen getragen. Ich war vom Weltraum fasziniert."

Weil sie nach dem Sturz des Schah-Regimes 1979 daheim keine naturwissenschaftlichen Fächer studieren durfte, ging die junge Iranerin in die USA. Dort machte sie sowohl an der Universität wie auch in der Wirtschaft schnell Karriere. Mitten im Börsenboom verkaufte Ansari ihre Internetfirma Telecom Technologies und war mit einem Schlag um 750 Millionen Dollar reicher. Dagegen nimmt sich der Preis für die Urlaubsreise ins All bescheiden aus: 20 Millionen Dollar. Ihr Ehemann Hamid: "Ich frage mich, ob sie nicht dort oben ist, um Freunde oder Verwandte zu besuchen . . . "

Neben viel Arbeit wartet auch ein bisschen Vergnügen auf die neue Mannschaft. Als Werbegag darf Kosmonaut Tjurin einen Golfball in die Weiten des Alls schlagen. Thomas Reiter (48) und seine männlichen Kollegen auf der ISS bekamen von der russischen Bodenkontrolle die Anweisung, sich fürsorglich um die Weltraumtouristin zu kümmern. Flugleiter Wladimir Solowjow: "Die Dame ist ziemlich aufgedreht. Wenn sie weiter den Kopf so stürmisch hin und her bewegt, wird ihr das reichlich Unwohlsein in der Schwerelosigkeit bescheren."