Vertrag: Kate Moss bekommt trotz des Kokain-Skandals neue Angebote. Die Einnahmen der Laufstegschönheit haben sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht.

London. Vor neun Monaten sah es so aus, als sei die Karriere von Kate Moss am Ende. Nachdem grobkörnige Paparazzo-Fotos die Laufstegschönheit zeigten, wie sie sich Linien einer unverkennbar weißen Substanz in die Nase zog, wurde sie von der Weltpresse abfällig in Kokain-Kate umgetauft. Ein hochkarätiger Auftraggeber nach dem anderen wandte sich von der 31jährigen ab, weil man sich nicht mit dem schmuddeligen Drogen-Image besudeln wollte.

Doch jetzt scheint es, als würde sich das Supermodel gerade durch den Kokain-Skandal ein goldenes Näschen verdienen: Ihre Einnahmen haben sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht. Während Moss im Jahr 2005 rund sieben Millionen Dollar verdient haben soll, werden es in diesem Jahr wohl 18 Millionen (etwa 14 Millionen Euro) sein, schreibt die Zeitung "New York Post" und mutmaßt, daß es gerade daran liegen könnte, daß sie durch die Drogen-Affäre in Klatschspalten und Feuilletons ganz nach oben gespült wurde. Ganz nach dem Motto: Jede PR ist gute PR.

Denn fest steht: Kate Moss ist gefragt wie nie zuvor. Ihre Agentur "Storm" bestätigte, in den vergangenen Monaten mehr als 150 Anfragen von Firmen erhalten zu haben, die mit dem Supermodel werben wollen. Nicht zu vergessen die Bitten von ungefähr jeder Zeitschrift rund um den Globus, die Kate auf ihrem Cover sehen wollen. "Sie muß uns kein Interview geben", bettelte eine Chefredakteurin in einer der Anfragen, "und noch nicht mal ein Zitat. Wir wollen sie nur fotografieren. Bitte!"

Kates Comeback war bereits im Dezember 2005 eingeleitet worden. Nachdem sie sich öffentlich entschuldigt, ihrem drogensüchtigen Boyfriend Pete Doherty (26) zum x-ten Mal, scheinbar endgültig, den Laufpaß gegeben und in Arizona eine Entziehungskur gemacht hatte, ließ sie ihre Beziehungen spielen. Ihr alter Gönner, der Multimillionär Richard Branson (55), engagierte sie für einen TV-Werbespot für die Handyfirma "Virgin Mobile". Der Spot wurde zum Kult, und Zeitungen sprachen vom schönsten Comeback des Jahres.

Neue Verträge mit dem Kosmetikriesen Rimmel, mit Dior, Stella McCartney, Calvin Klein und Roberto Cavalli folgten.Die entsetzten Stellungnahmen, die große Modemarken wie Burberry nach dem Skandal veröffentlichten, waren nur Lippenbekenntnisse: Die britische Karo-Marke ist die neueste einer Reihe von Firmen, die die im Eifer des Gefechts zerrissenen Werbeverträge wieder erneuert haben. "Kate spielt seit 1997 eine wichtige Rolle in der Burberry-Familie", so die Firma, die Moss als Gesicht der neuen Herbst-Winter-Kampagne engagiert hat. Die französische Edelfirma Longchamp gab gar zu, daß die berühmt-berüchtigte Kate die etwas verstaubte Marke aufregender mache. "Sie hat genau das Image, das wir vermitteln wollen", so die Firma. "Sie ist eine Ikone unserer Zeit."

Nur Chanel scheint den Fehltritt des Models ernst genug genommen zu haben, um es als Gesicht für das Parfum "Coco Mademoiselle" endgültig durch die blitzsaubere Schauspielerin Keira Knightley (21) zu ersetzen.

"Kates neuer Erfolg ist nicht nur darauf zurückzuführen, daß sie mit allen wichtigen Namen der Modewelt auf du und du ist", sagt Fashion-Insider Liz Jones, Ex-Chefin der britischen "Marie Claire". "Es gibt einfach wenige Models, die so gut Ware verkaufen können wie sie." Die neuen Mädchen seien austauschbar, keine eigenständige Berühmtheit wie das durch ihr Partyleben bereits etwas gezeichnete Supermodel.

Neben einem eisernen Willen zum Erfolg hatte das schöne Mädchen aus dem Londoner Vorort Croydon, das als 14jährige von der Modelagentur-Chefin Sarah Doukas auf dem New Yorker Kennedy-Airport entdeckt worden war, auch noch Glück im Unglück: Die Drogenfahnder konnten ihr nicht nachweisen, daß das weiße Pulver, das sie auf den Fotos einsog, etwas anderes als Mehl war. Das Verfahren gegen sie wurde eingestellt, und Kate Moss kann sich nun (guten Gewissens) im neuen Ruhm sonnen.