Der Mord an den beiden Stiefschwestern Stacy (7) und Nathalie (10) in Lüttich schockt Belgien.

LÜTTICH. Die Obduktion ergab: Die Mädchen wurden erwürgt. Staatsanwältin Anne Bourguignont: "Nathalie ist zudem vergewaltigt worden." Die Leichen waren am Mittwoch nur wenige hundert Meter von dem Cafee entfernt gefunden worden, vor dem die Mädchen, wie berichtet, in der Nacht zum 10. Juni verschwanden.

Die Ermittler setzen jetzt auf eine Reihe von DNA-Spuren. Sie sollen klären, ob der Hauptverdächtige Abdallah Ait Oud (38) - ein vorbestrafter Kinderschänder - der Mörder der Mädchen ist. Er bestreitet die Tat, hatte sich aber freiwillig gestellt, nachdem ein Fahndungsfoto von ihm im Fernsehen gezeigt wurde. Oud soll in der fraglichen Nacht in dem Cafe gewesen sein, in dem sich die Eltern mit ihren Kindern bis zwei Uhr morgens aufhielten. In dem Viertel wurde ein Straßenfest gefeiert.

Der Verdächtige wies zudem zahlreiche Kratzer auf, als er sich am 13. Juni den Behörden stellte. Das Gebiet, in dem die Kinderleichen in einem Abwasserkanal entdeckt wurden, ist wegen vieler Brombeersträucher nur schwer zugänglich. Ein Ermittler: "Der Mann hat sich nach dem Verschwinden der Mädchen die Haare rasiert, um sich ein anderes Aussehen zu geben." Oud ist vorbestraft, weil er eine Nichte mehrere Jahre lang mißbraucht hatte, seit sie sechs Jahre alt war. Später wurde er zudem wegen Vergewaltigung einer Jugendlichen verurteilt.

Trotz des tragischen Ausgangs des Falls, der in Belgien böse Erinnerungen an den Kinderschänder Marc Dutroux (49) weckte, bescheinigten die belgischen Medien den Behörden gestern, sie hätten aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.

So sei die Justiz dieses Mal "menschlicher" mit den Angehörigen der vermißten Kinder umgegangen, schrieb die Zeitung "La Libre Belgique". "De Standaard" lobte die Schnelligkeit und Professionalität der Ermittler.