HALLE. Seit mehr als 300 Jahren lag sie fast vergessen im Keller der Marktkirche von Halle an der Saale. Jetzt tauchte sie überraschend wieder auf: die Totenmaske des Reformators Martin Luther - aus Wachs und mit blauen Glasaugen. Der Schatz, den die Stadt Justus Jonas verdankt, einem Mitarbeiter von Luther, wird nun in einer neuen Ausstellung gezeigt.

Die Geschichte der Maske ist abenteuerlich: So wurde der Kopf, der nach einem Gipsabdruck des Gesichts des verstorbenen Luthers gefertigt worden ist, auf eine kostümierte Gips-Puppe gesetzt. Das sollte den Eindruck erwecken, daß Luther an einem Pult in der Kirche arbeite. Deshalb hat diese Maske, die erstmals 1663 erwähnt wird, auch Glasaugen. Doch die Präsentation erregte Unmut. Puppe wie Maske verschwanden in den Schränken der Marktkirche, wurden wieder hervorgeholt, wieder versteckt . . .

Jetzt haben die Halleschen Künster Ludwig Ehrler und Lutz Grumbach die Turmkammer der Kirche neu gestaltet. Dort präsentieren sie die Maske in einer Großvitrine und zeigen auch die nachgebildeten Hände des Reformators und die Kanzel, von der Luther dreimal predigte.

Unklar ist, wann der Gipsabdruck von Luthers Totengesicht entstand. Einige Experten vermuten, daß Justus Jonas diesen am 18. Februar 1546 auf dem Totenbett in Eisleben abnehmen ließ. Andere gehen davon aus, daß er erst am 20. Februar entstand, als Luthers Leichnam auf dem Weg nach Wittenberg in der halleschen Marienkirche aufgebahrt war.