Sex-Report: Was Deutschlands Jugend bewegt. Die Zeitschrift “Bravo“ präsentiert die neue “Dr. Sommer“-Studie.

München. Viele Jugendliche in Deutschland lassen sich mit dem Sex lieber Zeit. 27 Prozent der 17jährigen Mädchen hatten noch keinen Geschlechtsverkehr. Von den jungen Männern im gleichen Alter haben es 35 Prozent noch nicht "gemacht". Das ergab eine repräsentative "Dr. Sommer"-Studie der Jugendzeitschrift "Bravo", die gestern in München vorgestellt wurde. Das Klischee, wonach die jungen Leute angeblich immer früher Sex hätten, stimme nicht, sagte Eveline von Arx, Leiterin des "Dr. Sommer"- Beratungsteams.

Die meisten Jugendlichen erleben der Studie zufolge ihr "erstes Mal" im Alter zwischen 15 und 16 Jahren. Bevorzugtes Liebesnest ist das Zimmer des Jungen. Jedes dritte Mädchen hatte den ersten Geschlechtsverkehr im eigenen Zimmer. Für die Studie waren 1447 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren befragt worden.

Von denen, die sich noch zurückhielten, gaben die meisten an, sie fühlten sich zu jung für Sex, oder sie hätten den richtigen Partner noch nicht gefunden. Zum Teil wurden auch Schüchternheit oder Angst vor einer Schwangerschaft als Gründe für die Zurückhaltung angegeben.

Überraschend: Die Studie zeigte erhebliche Defizite bei der Aufklärung. So wußten in allen Altersgruppen viele Jugendliche nicht genau, wann ein Mädchen schwanger werden kann. 20 Prozent gaben zum Beispiel die falsche Antwort, daß man nur beim ungeschützten Sex direkt nach der Regelblutung schwanger werden könne. Und jeder vierte Jugendliche ist der irrigen Meinung, daß "Aufpassen" - also der Interruptus - eine sichere Verhütungsmethode sei. Und jeder vierte Jugendliche hält das Notfallpräparat "Pille danach" für ein probates Verhütungsmittel. Expertin Arx findet das ebenso "erschreckend" wie die Tatsache, daß sich 42 Prozent der befragten Jugendlichen keine Gedanken über Aids machen. Immerhin geben 63 Prozent der 12jährigen zu, daß sie nicht genug über Verhütung wissen.

Die Mädchen sind den Jungen in der Liebe meist ein ganzes Jahr voraus, hieß es. Sie verlieben sich das erste Mal im Alter zwischen 12 und 13 Jahren und haben zwischen 13 und 14 Jahren ihren ersten Freund. Beim Kennenlernen ist für Jungen eine Einladung an ihre "Flamme" ins Kino "der sicherste Weg ins Herz der Mädchen", berichtete Arx.

Ein Fünftel der 11jährigen Jungen hat schon mal ein Mädchen auf den Mund geküßt. Bei den 11jährigen Mädchen ist es immerhin ein Drittel. Liebe sei für die Jugendlichen - so einige der Antworten - "wie eine Rakete, die im Bauch gezündet wird" oder "wie ein PC-Spiel - bei bei dem kennt man den Ausgang nicht".

20 Prozent der Mädchen würden sich - auch im SMS-Zeitalter - noch über einen Liebesbrief freuen. Wenn die Chemie nicht mehr stimme, entschieden sich zwei Drittel "für die faire Methode" und beendeten die Beziehung in einem persönlichen Gespräch, sagte Arx. Nur jeder achte trenne sich per SMS oder E-Mail.

Die Studie ergab auch, daß sich jeder fünfte Jugendliche zu dick fühlt. Jeder sechste ist wegen seines Aussehens schon gehänselt worden, besonders betroffen sind übergewichtige Jugendliche.

Und so könnten sich 20 Prozent der Mädchen und zehn Prozent der Jungen vorstellen, eine Schönheitsoperation als Geschenk anzunehmen. Ganz oben auf der Wunschliste stehen dabei die Korrektur des Gewichts, der Nase und des Busens.

Seit Beginn der 60er Jahre bietet die Jugendzeitschrift "Bravo" jugendgerechte Beratung und Aufklärung in allen Fragen der Pubertät. Seit 1969 berät das "Dr. Sommer"-Team.