Justizskandal

PARIS. Frankreichs Behörden haben sich in einem Kinderschänderprozeß zu einer der größten Justizkatastrophen der französischen Nachkriegszeit bekannt. Sechs der 17 Angeklagten des Kindersex-Prozesses von Outreau aus dem Jahr 2004 sind gestern bei ihrem Berufungsverfahren in Paris freigesprochen worden. Sieben Angeklagte kamen bereits zuvor auf freien Fuß. In einer beispiellosen Erklärung hat sich der Pariser Staatsanwalt Yves Blot für diese "Katastrophe" entschuldigt. Justizminister Pascal Cleement sicherte für die zu Unrecht erlittenen Haftzeiten Entschädigungszahlungen zu. Bereits in erster Instanz war der spektakuläre Prozeß von Justizpannen und Widersprüchen geprägt. Unter dem Eindruck der Affäre um den belgischen Kinderschänder Marc Dutroux (49) vermutete die Polizei, sie sei einem groß angelegten Kinderschänderring auf der Spur. Doch im Prozeß brach die Mutter der geschändeten Kinder zusammen und sagte, sie habe "alles erlogen". Sie gestand, daß nur sie, ihr Mann und ein benachbartes Ehepaar an den Übergriffen beteiligt gewesen waren. Die Eltern der mißbrauchten Kinder waren zu 20 und 15 Jahren Haft verurteilt worden.