Urteil: Lebenslängliche Haft. Gericht: Er zog das Kabel zu, bis es riß. Chauffeur des Modemachers bringt Buch heraus.

München. Reglos, mit gesenktem Kopf, nimmt der Mörder des Modemachers Rudolph Moshammer ( 64) das Urteil auf - "lebenslänglich". Plötzlich hat Herisch A. (26) Tränen in den Augen - und schluchzt minutenlang vor sich hin. "Das war nicht die Wahrheit", habe Herisch A. im ersten Moment gesagt, berichtet sein Anwalt später. Was aber ist die Wahrheit? Das Gericht hat auf eine Wahrheit erkannt, in der der sanft scheinende Küchenhelfer ein Mörder ohne Hemmungen ist. "Sie haben heimtückisch, aus Habgier und zur Ermöglichung eines Raubes getötet", sagte Richter Manfred Götzl.

Das Münchner Schwurgericht erkannte auch eine besondere Schwere der Schuld. So muß der junge Iraker damit rechnen, daß er nicht nach 15, sondern erst nach 18, 20 oder gar 25 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. Herisch A. hatte die Tat zwar gestanden, aber als Affekthandlung dargestellt. Auch seine angebliche Reue nimmt ihm die Kammer nicht ab. Götzl: "Sie haben kein umfassendes Geständnis abgelegt, statt dessen haben Sie taktiert."

Heimtückisch habe er den arglosen Moshammer von hinten erdrosselt, um ihn zu berauben, sagt Götzl. Herisch A. habe sich im Prozeß sogar auf Gott berufen, dessen Wille Moshammers Tod gewesen sei.

Der homosexuelle Modeschöpfer war am Abend des 13. Januar wie so oft mit seinem Rolls-Royce unterwegs gewesen, um einen Sexpartner zu suchen. Von der Straße weg nahm er den Iraker, der gerade 1000 Euro in einer Spielhalle verloren hatte, mit in sein Reihenhaus im Münchner Nobel-Vorort Grünwald.

Als Moshammer nach dem Sex zur Toilette ging, entdeckte Herisch A. in einer Schublade das Verlängerungskabel, schlang es Moshammer viermal um den Hals - und zog so stark zu, daß es riß. Noch während Moshammers fünf Minuten dauernden Todeskampfes habe Herisch A. ihm Bargeld aus der Sakkotasche gestohlen.

Obwohl der Iraker den von Moshammer gewünschten Analverkehr ablehnte, habe dieser sein Ziel - sexuelle Befriedigung - erreicht, sagt Götzl.

"Für eine plötzliche Aggression Moshammers fehlt jeder Ansatzpunkt." Auch die Aussage des Angeklagten, der Modemacher habe ihn als "Penner" beschimpft, sei angesichts des großen Engagements Moshammers ausgerechnet für die Obdachlosen mehr als unwahrscheinlich. "Er ist nicht glaubwürdig", sagt Götzl über Herisch A. Der hatte behauptet, Moshammer sei plötzlich aggressiv geworden, und es sei zu einem Kampf gekommen. Sein Verteidiger Jürgen Langer kündigte Revision an: "Das Gericht hat den Grundsatz im Zweifel für den Angeklagten mißachtet." Es habe einen Sachverhalt konstruiert, der sogar über die Vorwürfe des Staatsanwalts hinausging. Unklar sei auch, ob der Iraker, wie vom Gericht angenommen, tatsächlich einen 200-Euro-Schein gestohlen habe. Langer: "Es blieben viele Lücken, das Gericht hat sie mit eigenen Wahrheiten gefüllt."

Einzelheiten aus Moshammers Leben lieferte kurz nach dem Urteil sein früherer Chauffeur Andreas Kaplan (45), der sein Buch "Mosi, Daisy und ich" (12,90 Euro) im Münchner Lokal "Hundskugel" vorstellte - mit einem Vorwort von Schlagerstar Roberto Blanco (68, "Ein bißchen Spaß muß sein.")