MOSKAU/KIEL. Nach dem Auftreten des gefährlichen Vogelgrippevirus in einem Dorf südlich von Moskau haben die Behörden im europäischen Teil Rußlands einen weiteren Verdachtsfall gemeldet. Der betroffene Ort Kolundajewski im Gebiet Rostow liegt etwa 600 Kilometer südlich der Ortschaft Jandowka, wo am Mittwoch das auch für den Menschen gefährliche Virus H5N1 festgestellt worden war.

Mitarbeiter des Katastrophenschutzes haben inzwischen sämtliches Geflügel in Jandowka, 300 Kilometer südlich von Moskau, getötet, um ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern. Menschen sind bisher nicht erkrankt.

Der Schweizer Pharmakonzern Roche will wegen der Hamsterkäufe das Grippemittel Tamiflu nur noch kontrolliert ausliefern. Es sei genügend auf dem Markt, sagte Roche-Sprecher Hans-Ulrich Jelitto in Berlin. Die Firma wolle verhindern, daß Tamiflu weiterhin in deutschen Badezimmerschränken gehortet werde. Jelitto: "Es kann nicht sein, daß eine Schachtel Tamiflu, die 33 Euro kostet, bei Ebay für 152 Euro versteigert wird."

In Deutschland beginnt am heutigen Sonnabend die bundesweite Stallpflicht für Geflügel. Experten befürchten, daß Zugvögel aus Rußland die heimischen Vögel infizieren könnten. Unterdessen stieg die Zahl der Todesopfer, die seit 2003 an Vogelgrippe starben, auf 61. Alle Opfer kommen aus den asiatischen Ländern Vietnam, Thailand, Kambodscha und Indonesien.

Für den ersten Fall von Vogelgrippe in Schleswig-Holstein hält die Landesregierung einen Krisenplan bereit. "Für Behörden wie Kreise, Städte und die Kreisveterinäre greift ein Notfall-Szenario", sagte Ministeriumssprecher Christian Seyffert am Freitag in Kiel.

"Wenn Tiere plötzlich Krankheitssymptome zeigen oder sogar in größerer Zahl sterben, muß der Halter sofort den zuständigen Veterinär informieren." Handelt es sich tatsächlich um die Seuche, werde der betroffene Tierbestand sofort getötet und das Gebiet abgeriegelt.

Alarm auch in Dänemark. Bei einem Züchter in Broager müssen 41 000 Hühner getötet werden. Sie sind aber nicht mit Vogelgrippe, sondern mit der Newcastle-Krankheit infiziert. Sie ist für den Menschen ungefährlich.