Prozeß: BMW-Fahrer soll Tanklaster von Brücke gedrängt haben

GUMMERSBACH. Ein Jahr nach dem wohl teuersten Autounfall Deutschlands hat gestern der Prozeß gegen den mutmaßlichen Verursacher begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft Mustapha A. (26) vor, ohne Führschein und unter Drogeneinfluß mit seinem Pkw auf der Autobahnbrücke Wiehltal einen Tanklaster von der Fahrbahn gedrängt zu haben.

Der mit 32 000 Liter Benzin und Diesel beladene Lkw stürzte in die Tiefe und ging in Flammen auf. Der Lastwagenfahrer (34) starb. Das in unmittelbarer Nähe gelegene 700-Einwohner-Dorf Weiershagen entging nach Angaben der Polizei nur knapp einer Katastrophe. Die vielbefahrene Autobahnbrücke, ein Teil der A4 (Köln-Olpe), wurde stark beschädigt. Die Sanierung soll bis zu 40 Millionen Euro kosten.

Die Staatsanwaltschaft legt dem Angeklagten, einem Elektriker, der bei seinen Großeltern aufwuchs, unter anderem fahrlässige Tötung und Fahren ohne Führerschein zur Last. Mustapha A. läßt sich von Ulrike Tasic verteidigen, die als Rechtsanwältin auch in der TV-Serie "Barbara Salesch" auftritt. Er gestand gestern lediglich, daß er tatsächlich der Fahrer des BMW gewesen sei, wollte sich aber nicht genauer zu den Ereignissen äußern. Nach dem Unfall hatte zunächst sein Bruder (29) die Schuld auf sich genommen und fast zwei Monate in U-Haft gesessen. Erst im Dezember legte Mustapha A., der selbst keinen Führerschein besitzt, ein Teilgeständnis ab.

Die Reifen des Pkw seien teils stark abgefahren gewesen, berichteten Polizisten gestern als Zeugen. Zudem stand der Angeklagte damals unter Cannabis-Einfluß und soll zu schnell gefahren sein. Der genaue Unfallhergang ist nach Angaben eines Gerichtssprechers aber noch nicht vollständig geklärt.

So habe ein erstes Gutachten die Schuld des Angeklagten belegt. Ein von dessen Versicherung in Auftrag gegebenes Gegengutachten besage hingegen, auch der Lkw-Fahrer könne Verursacher des Unfalls gewesen sein. Im Fall einer Verurteilung drohen Mustapha A. bis zu vier Jahre Haft.