Sex-Prozeß: Das angebliche Opfer von Andreas Türck sagt aus. Schock und Panik nach Oralverkehr. Katharina B. wirft dem TV-Star Vergewaltigung vor.

Frankfurt. Sie wischt sich eine Träne aus dem Gesicht und sieht ihrem mutmaßlichen Peiniger, TV-Star Andreas Türck (36), kurz in die Augen. Dann schildert Katharina B. (29) ihre Version der Nacht mit dem damaligen ProSieben-Moderator. Sie bekräftigt im Vergewaltigungsprozeß vor dem Landgericht Frankfurt, daß der Angeklagte sie zum Oralsex gezwungen habe. Sie habe Türck und dessen Bekannten im August 2002 gemeinsam mit ihrer damaligen Freundin in einem Frankfurter Szenelokal kennengelernt. Nach zwei Runden Drinks habe die Gruppe das Lokal wechseln wollen und sei mit Türcks Auto weggefahren. Der Ex-Moderator habe auf einer Mainbrücke gehalten und "irgendwas von Skyline zeigen" gesagt. Anschließend sei es auf der Brücke zu der Vergewaltigung gekommen.

Die Bankkauffrau behauptet, sie sei nach dem Stopp aus dem Wagen gesprungen, weil der Bekannte von Türck sie zuvor habe küssen wollen. Dies habe sie abgewehrt. Auf der Brücke habe Türck ihr den Arm auf die Schulter gelegt. Als sie versucht habe, sich herauszudrehen, habe sie plötzlich die Hand des Angeklagten an ihrem Hals gespürt. "Er hat mich runtergezogen und hat versucht, mich zu würgen."

Sie sei in die Knie gegangen, ihr Kopf sei gegen die Brücke geschlagen. Sie habe Funken vor den Augen gesehen. Dann sei es zum Oralverkehr gekommen. Katharina B.: "Ich war wie gelähmt." Sie sei geschockt, in Panik und kurz davor gewesen, das Bewußtsein zu verlieren, berichtet die junge Frau mit tränenerstickter Stimme. Sie wisse aber noch, daß der Angeklagte sie an die Hose gefaßt habe. Nachdem die beiden Männer sie und ihre Freundin ein paar Straßen weiter abgesetzt hätten, habe sie sich übergeben müssen. Sie hätte "so einen widerlichen Geschmack im Mund" gehabt. Daß sie nach dem von ihr geschilderten Vorfall weder zu einem Arzt noch zur Polizei ging, begründet Katharina B. damit, daß das Geschehen eine "unfaßbar demütigende Erfahrung" gewesen sei, "daß ich mich damit nicht auseinandersetzen wollte". Auch habe sie Angst vor dem öffentlichen Interesse an dem Fall gehabt und wollte nicht als "Promiluder" dastehen. Zu Hause habe sie festgestellt, daß sie eine Beule an der Stirn hatte, die sie auf den Aufprall an der Brücke zurückführte. Am Hals seien Druckstellen und Würgemale zu sehen gewesen, die erst nach mehr als einer Woche verschwunden seien. Zudem habe sie blaue Flecken an den Oberschenkeln und Kratzer im Steißbereich gehabt. Daß es nach dem Oralsex zu weiterem Geschlechtsverkehr gekommen sei, konnte Katharina B. nicht ausschließen, sich aber auch nicht daran erinnern. Die vor Gericht zeitweise selbstsicher und dann wieder verstört wirkende Frau räumt ein, daß sie gelegentlich Kokain konsumiert habe. Sie sei aber definitiv nicht drogensüchtig. Die Ermittlungen gegen Türck waren nach einer Telefonüberwachung in einem Drogenverfahren in Gang gekommen. Katharina B. hatte einem der Überwachten telefonisch von einer "Vergewaltigung" berichtet. Da nahm die Staatsanwaltschaft von Amts wegen Ermittlungen gegen Türck auf. Katharina B. leidet nach eigenem Bekunden seit Jahren an Bulimie (Erbrechen nach der Nahrungsaufnahme) und hat sich sieben bis acht Jahre lang "geritzt", also mit dem Messer verletzt. "Ich bin nie besonders glücklich gewesen mit der Art, wie ich war." Sie mache seit einem Jahr eine Psychotherapie, habe aber noch einen Tag vor Beginn des Prozesses an Selbstmord gedacht.