Rom. Für viele war er der Inbegriff heißer Sommerträume: der Papagallo. Stolz wie ein Gockel marschierte er am Strand entlang und eroberte Frauenherzen, nachdem er sich ungefragt auf den Badetüchern der blonden Touristinnen niederließ.

Jahrzehntelang gehörte der Latin Lover zu Italien wie Sonne und Strand. Papagallos wie der berühmte Playboy Maurizio Zanfanti, genannt Il Zanza, der in den 70er und 80er Jahren den Mythos des Latin Lovers verkörperte, sterben aus. Eine Umfrage unter 1065 Italienern ergab, daß den Südländern der Mut flötengeht: Schüchternheit und Zurückhaltung heißt es von Rimini bis Ragusa - statt gnadenloser Anbaggerei. "Addio, Strand-Anmache", titelte die Zeitung "Il Messaggero".

Das italienische Wort Papagallo steht für einen jungen Südländer (vor allem Italien), der erotische Abenteuer mit Touristinnen sucht - so steht es im Lexikon.

Solche Strandhelden machen sich rar, sagt die Bonnerin Martha, die in Italien lebt: "Man spürt die Veränderung. Vor ein paar Jahren war das anders, da konnte man nicht mal in Ruhe ein Buch lesen, ohne daß sich ein Macker auf die Liege setzte."

Jetzt gaben sieben von zehn Männern an, daß sie sich bei dem Gedanken unwohl fühlen, Frauenherzen am Meeresufer zu erobern. Als Mann von einer ausländischen Touristin am Strand "angemacht" zu werden bezeichnen 70 Prozent als "schlimmsten Alptraum". "Der typische Italo-Macho scheint in Rente gegangen zu sein, die Anmache am Strand versandet in Schüchternheit, Angst und Verlegenheit", sagt Raffaele Morelli, Direktor der Zeitschrift "Riza Psicosomatica", die die Studie in Auftrag gab.

Zwar sieht man noch vereinzelt gestählte Muskelmänner, doch zeigen dank Mamas guter Küche viele Männer ab 30 "Rettungsringe" in der Bauchgegend. Kein Wunder, daß 65 Prozent erklärten, sie fühlten sich in der Badehose nicht wohl.