Nur die Friseure sind froh, wenn das ganze Spektakel um das größte Brauchtumsfest Europas, die “Landshuter Hochzeit“, endlich vorbei ist.

Landshut. Denn bereits seit Monaten laufen mehr als 2000 Landshuter mit ständig wachsenden Haaren durch die Gassen der gotischen Altstadt. Man will halt möglichst authentisch aussehen, wenn gefeiert wird (von diesem Sonnabend an bis zum 17. Juli).

Dazu gehört, daß es den Mitwirkenden streng verboten ist, etwa Kaugummi zu kauen, sich die Nägel zu lackieren oder gar zu rauchen. Wer mit Armbanduhr, Sonnenbrille oder Handy erwischt wird, muß sein Kostüm sofort abgeben; wer gepierct ist, hatte ohnehin keine Chance, als Teilnehmer ausgewählt zu werden. Und Bewerber gab es wie immer mehr als genug.

Für die gut 60 000 Landshuter ist die Hochzeit eine Herzensangelegenheit, und man ist stolz, wenn wenigstens ein Familienmitglied zu den Scholaren, Jongleuren, Feuerschluckern, Dudelsackbläsern, Zauberern oder Bänkelsängern gehört. Einmal eine der Hauptrollen im Fürstenzug zu spielen, davon träumen viele Landshuter ihr Leben lang. Dazu muß man aber zum engeren Kreis der "Förderer" gehören.

Die Gymnasiastin Kathrin Stahleder (18), die in diesem Jahr die polnische Königstochter Hedwig spielen darf, ist beispielsweise die Enkelin eines Ehrenmitglieds und die Tochter des Schatzmeisters. Der Darsteller des Bräutigams, Florian Eller (20), ist der Sohn eines Gruppenführers und berittenen Ringelstechers und hat selbst bereits fünfmal mitgemacht.

Aber der ganze Aufwand lohnt sich. Bereits seit Monaten sind die Eintrittskarten zu den Hauptveranstaltungen vergriffen, alle Hotels und Gasthäuser sind ausgebucht. Landshut an der Isar, außerhalb der Hochzeitswochen eher eine hübsche, beschauliche, ruhige Stadt, mutiert alle vier Jahre zum Touristen-Mekka. Es werden eine halbe Million Besucher erwartet.

Der Anlaß für die Lustbarkeiten liegt schon einige Zeit zurück, ziemlich genau 530 Jahre. Da heiratete Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut die Tochter des polnischen Königs Kasimir IV. - eine politische Zweckehe, die nur durch eine päpstliche Ausnahmeverfügung möglich war. Die beiden waren um ein paar Ecken verwandt. Die Trauung am 14. November 1475 und die Feier waren beeindruckend. Es gab Ritterspiele und Tanzabende, Umzüge und Messen. Allein 146 Köche sorgten für die opulente Verpflegung der vornehmen Gäste, während das Volk auf niedrigem Niveau mitfeiern durfte. Damals allerdings bezahlte das der Herzog . . .