Italien sperrt zunehmend Strände wegen schmutzigen Wassers. Wo das Meer noch sauber ist.

Rom. Schlechte Nachrichten für Italien-Urlauber: Die Zahl der Strände, an denen wegen zu hoher Verschmutzung Badeverbot herrscht, ist zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder angestiegen. 28 Kilometer mehr Küste als im vorigen Jahr sind in diesem Sommer für Touristen gesperrt - das ist ein Zuwachs von sieben Prozent. Vor allem an der Adria und in der Region um Neapel hat sich der Trend des zunehmend reinen Badewassers wieder umgekehrt. An der Adria verschlechterte sich die Wasserqualität vor allem im Norden um Venedig und im Süden um Bari. Ein Trost: An den klassischen Urlaubszielen um Rimini können Touristen sich weiter beruhigt aufs Baden an ihren Stränden freuen. Denn in der Region Emilia Romagna verbesserte sich die Qualität des türkisfarbenen Meeres, das am Horizont unmerklich in den Himmel übergeht, sogar noch ein wenig.

Mauro Stampazzi von der Regionalen Umweltagentur Arpa, die die Wasserqualität mißt: "Bei uns sind die Strände nur aus Sicherheitsgründen in der Nähe von Flußmündungen und Häfen gesperrt, ansonsten kann man zwischen Rimini und Riccione überall baden."

Italiens Gesundheitsministerium veröffentlichte den eigenen Bericht, aus dem die aktuellen Strandsperrungen hervorgehen, sicherheitshalber nicht. Doch die kleine Nachrichtenagentur "Dire" berichtete unwidersprochen über die beunruhigenden Zahlen. Sie sind Wasser auf die Mühlen der Konkurrenz ehemaliger Ostblockländer, die auf der anderen Seite der Adria mit Billigangeboten sonnenhungrige Urlauber abwerben. Laut Bericht stieg besonders die Verseuchung mit Kolibakterien.

Um italienische und ausländische Urlauber vor Darmkrankheiten und Vereiterungen zu schützen, verbieten die zuständigen Kommunen nun den Aufenthalt an den betroffenen Küstenstreifen.

Besonders schwierig wird es deshalb, vor allem in der extrem dichtbesiedelten Region um Neapel einen sicheren Badeplatz zu finden: In Kampanien stieg die Länge der verbotenen Strände innerhalb eines Jahres von rund 80 auf zirka 90 Kilometer. Besonders schlimm steht es um das Meer vor Caserta nördlich von Neapel: Hier sind schon 70 Prozent der Strände wegen zu großer Verschmutzung gesperrt. Auch auf Sizilien verschlechterte sich die Lage. Die gesperrten Strandkilometer kletterten in diesem Jahr von 69 auf 73. Kaum besser steht es um die sieben großen Seen Italiens. Nur am Trasimeno See in den Hügeln von Umbrien kann man überall baden. Das Wasser ist zwar trübe, aber das liegt an der gesunden Vegetation, nicht an einer Verschmutzung, versichern die Umweltexperten. Nachdem es jahrelang in Italien um Salmonellen still geworden war, wurden die gefährlichen Erreger bei den jährlichen Wassertests jetzt wieder entdeckt. Während sie in Ligurien nur in 0,5 Prozent der Stichproben nachgewiesen wurden, traten sie in Roms Region Latium bei mehr als acht Prozent der Tests auf. Und was sagen die Verantwortlichen? "Es gibt keine Geheimnistuerei um die Daten", entgegnete der neue Gesundheitsminister Francesco Storace von den Rechtsnationalen gestern seinen Kritikern. Der Inhalt des Berichts "wurde einfach ausgeplaudert, bevor ich ihn selbst lesen konnte".