“Opa-Bande“ vor Gericht. Aus Angst vor dem Altenheim erbeuteten sie 1,3 Millionen Euro.

Hagen. Im Gerichtssaal wirken sie wie Opas von nebenan. Doch sie sind Deutschlands wohl älteste Bankräuber: Seit Dienstag müssen sich Lothar A., Wilfried A. und Rudolf R. für zwölf Überfälle in Westfalen und zwei in Niedersachsen verantworten. Ihre Beute: 1,3 Millionen Euro.

"Es ist unglaublich, wie einfach es ist, eine Bank zu überfallen, wenn man es zweimal gemacht hat", sagt Wilfried A. vor dem Landgericht Hagen. Er legte wie sein Komplize Lothar A. ein umfassendes Geständnis ab.

Die "Opa-Bande" war bei ihren Raubzügen nicht zimperlich. Maskiert und bewaffnet mit einer englischen Maschinenpistole aus dem Zweiten Weltkrieg und Pistolen überfielen sie Sparkassen- und Volksbanken-Filialen. Mit einem Vorschlaghammer und einer Spaltaxt zertrümmerten sie sogar Panzerglasscheiben. Dann bedrohten sie Angestellte und Kunden. "Unser Bestreben war, Schrecken zu verbreiten", sagt Wilfried A., der 40 Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht hat. Vor den Überfällen sei abgesprochen gewesen, daß nicht geschossen werde. Manchmal wurden die Täter jedoch handgreiflich: Einer Bankangestellten verdrehten sie den Arm. Einem Kassierer drückte Wilfried A. laut Anklage den MP-Lauf in die Rippen. Ein anderer bekam einen Schlag auf den Hinterkopf, als er nicht sofort den Tresor öffnete. Bei einem Überfall in Bad Pyrmont erlitt eine Frau einen Schock und schrie. Wilfried A.: "Das war das einzige Mal, wo mir jemand leid getan hat."

Welche Bank überfallen werden sollte, hätten die beiden jüngeren ausbaldowert, berichtet der Leiter der Soko "Opa", Kriminaloberkommissar Michael Kern. Die beiden hätten das älteste Bandenmitglied dann von dessen Motorenwerkstatt in Iserlohn abgeholt, wo der jüngere sich noch umzog. Wilfried A.: "Rudi ist in seinem Arbeitsanzug gestiegen, und dann ging's ab zum Raubüberfall. Er hat was Soldatisches an sich. Er hat immer darauf bestanden, als erster reinzugehen - als Sturmspitze." Die Gesundheit des Ältesten habe ihm jedoch Sorgen gemacht, so der Dortmunder. "Er war körperlich angeschlagen." In seiner Werkstatt habe er Schwierigkeiten gehabt, Treppen zu steigen. Nach einem Überfall 2003 in Löhne, bei dem Lothar A. eine Handgranaten-Attrappe um den Hals trug, rutschte er bei der Flucht auf einer Eisfläche aus. Nur mit Mühe hätten sie ihn in den Fluchtwagen ziehen können. Doch damit nicht genug: "Dauernd mußten wir anhalten, damit er pinkeln konnte." Warum er in seinem Alter noch Banken überfallen habe? Wilfried A.: "Haupttriebkraft meiner Schandtaten war Angst." Er bekomme keine Rente und habe nicht ins Altersheim gewollt. Mit seinem Anteil kaufte er einen Hof bei Bielefeld. Und was sagt Lothar A. (14 Jahre im Gefängnis und der älteste der drei)? "Ich bin ein Idiot gewesen, ich hätte es nicht nötig gehabt." Angefangen habe er mit den Überfällen wegen eines angeblichen Fehlurteils: 1969 sei er wegen Bankraubs vier Jahre unschuldig ins Gefängnis gekommen. Danach habe er gedacht: "Jetzt hole ich mir meine Wiedergutmachung." Im November 2004 klickten kurz vor einem neuen Coup die Handschellen.