Berlin. Nach ihrem Ausschluß aus den Hitlisten hat die estnische Mädchenband Vanilla Ninja ("Blue Tattoo") ihrem unter Manipulationsverdacht stehenden Produzenten David Brandes (36) den Rücken gekehrt. Das Quartett, das beim Grand Prix in Kiew die Schweiz vertreten soll, brach den Kontakt ab.

Die Firma Media Control, die die deutschen Hitlisten ermittelt, geht im Fall Brandes, der eigene CDs aufgekauft haben soll, von "mafiösen Strukturen" aus. Manipulationsversuche gebe es immer wieder, sagte Media-Control-Chef Karl Heinz Kögel der "Süddeutschen Zeitung". Erst 2002 flog auf, daß ein Manager von Jeanette Biedermann (24) Hunderte ihrer CDs in einem Berliner Laden kaufte. Heute werden Massenkäufe sofort aus der Statistik gefiltert. Für Brandes sollen Aufkäufer aber bundesweit Hunderte, wenn nicht Tausende Einzelexemplare gekauft haben, um die Plazierung seiner Künstler zu beeinflussen. Media Control liegen Reisepläne und Anleitungen für Käufer vor. Für den Fall, daß der Verdacht sich bestätigt, kündigte der Phono-Verband vereinsinterne Sanktionen an: "Dann drohen mindestens 100 000 Euro Strafe oder der Ausschluß aus dem Verband." Weil auch Gracias Grand-Prix-Titel "Run & Hide" aus den Charts flog, streiten Fanclubs im Internet, ob die 22jährige noch für Deutschland singen soll. Die Stimmen reichen von "Disqualifiziert Gracia!" bis "Wir stehen hinter dir". Die Sängerin bezeichnet die Vorwürfe als "schändlich": "Mein Produzent wird zum Bauernopfer gemacht. Fast jeder kauft eigene Platten - wer nicht, ist dumm."

Gibt es nun doch noch eine Chance für die Zweitplazierten - Ralph Siegels Duo Nicole Süßmilch & Marco Matias - in Kiew? Siegel hält sich zurück: "Erstens handelt es sich um Kollegen, und außerdem bin ich indirekt betroffen."