Tragödie: Sie lagen tot im Schnee. Ohne Anoraks. Daneben zwei Bibeln. Vater steht unter Schock.

Leipzig. Entsetzen im Leipziger Land. Die Polizei hat auf einem Feld zwischen den Orten Pegau und Groitzsch die Leichen einer Mutter (38) und ihrer drei Töchter entdeckt. Sie waren bekleidet, trugen aber keine Anoraks. Wie die Obduktion ergab, sind sie erfroren. Die Körper der Mutter und der vier, acht und zehn Jahre alten Mädchen lagen eng aneinander geschmiegt in einer Senke eines verschneiten Feldes. Die Polizei hatte mit Hochdruck nach ihnen gesucht. Sie waren in der Nacht zum Mittwoch vom Familienvater (40) als vermißt gemeldet worden. Zuvor hatte der Mann, der als Verwaltungschef einer Klinik tätig ist, erfolglos nach seiner Familie gesucht. Die Polizei war mit 50 Beamten, einem Hubschrauber und Hunden im Einsatz. Der entscheidende Hinweis kam schließlich von einem Spaziergänger.

Am Tag nach der Entdeckung der vier Toten lagen die Hintergründe für das Unglück noch im dunkeln. Es gebe keine Hinweise auf äußere Gewalteinwirkung, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, Guido Lunkeit. Die toxikologische Untersuchung soll nun klären, ob Medikamente oder andere Substanzen eingenommen wurden. Diese Ergebnisse würden aber erst in der kommenden Woche vorliegen, sagte Oberstaatsanwalt Norbert Röger. "Wir haben bisher keine Anhaltspunkte dafür, daß die Gründe für das Geschehen im familiären Umfeld liegen könnten."

Der geschockte Familienvater sei noch nicht vernehmungsfähig. Röger: "Bei den Leichen wurden zwei Bibeln gefunden, und es fragt sich, ob das Ganze einen religiösen Hintergrund haben könnte." Aus diesem Grunde werde jetzt auch intensiv in der Kirche ermittelt, zu der die Frau gehörte und in der sie sich stark engagierte. Röger: "Ich spreche nicht von einem Familiendrama, sondern von einem schicksalhaften Geschehen." Es seien umfangreiche Ermittlungen angelaufen. "Wir versuchen den Hintergrund zu erleuchten und die Persönlichkeit der Mutter." Hinweise auf ein Verbrechen fand die Polizei zunächst nicht. Die Hiobsbotschaft riß den Heimatort der Familie, das beschauliche Städtchen Groitzsch, 25 Kilometer südlich von Leipzig, aus der winterlichen Ruhe. Zu entsetzlich war das Geschehen, das sich vor den Toren der Stadt abgespielt haben muß. "Wir haben das auch erst heute erfahren", sagt die Mitarbeiterin des Sportlerheims, Beate Rollfing, traurig. "Am Mittwoch war die Polizei hier mit Hubschrauber und mehreren Autos. Aber da wurde nur erzählt, es würde jemand vermißt." Schockiert von der Tragödie ist auch der Bürgermeister des Nachbarorts Pegau, Peter Bringer: "Das ist ein schlimmes Unglück."