Nummer-Eins-Hit: Kinderlied vom kleinen Krokodil erobert schon halb Europa. Sängerin Joy (9) rührt Millionen TV-Zuschauer.

Hamburg/Köln. "Ich bin Schnappi, das kleine Krokodil. Komm aus Ägypten, das liegt direkt am Nil. Zuerst lag ich in einem Ei, dann schni-, schna-, schnappte ich mich frei . . ."

Es ist der Überraschungserfolg des Jahres: Die "Schnappi"-Manie erfaßt Europa. Seit sieben Wochen schon führt das Lied vom kleinen Krokodil, gesungen von der neun Jahre alten Joy, die deutschen Single-Charts von Media Control an. Jetzt ist "Schnappi" auch in der Schweiz und in Österreich die Nummer eins der Hitlisten, gefolgt von den Niederlanden, wo das Kinderlied auf Anhieb Platz zwei eroberte. Sogar in England, Frankreich, Skandinavien und Japan steht der Song kurz vor der Veröffentlichung . . . Allein in Deutschland feiert "Schnappi" immer neue ungeahnte Verkaufsrekorde: Obwohl das Lied schon seit zwei Jahren als kostenlose mp3-Datei im Internet kursiert, gingen seit Dezember mehr als 600 000 CDs über den Ladentisch. Melanie Fürste von der Plattenfirma Universal Music: "Dafür erhält ,Schnappi' Doppelplatin, was überaus selten ist für eine Maxi-Single in Deutschland." Auch bei den sogenannten Downloadportalen im Internet ist das kleine Krokodil die unangefochtene Nummer eins: Mehr als 100 000 Handybesitzer haben sich "Schnappi" allein bei Universal Mobile bereits als Klingelton heruntergeladen.

Die ersten Tanzschulen bieten schon die Original-Choreographie der TV-Auftritte von "Schnappi" zum Nachmachen an, und auch die Produktion des gleichnamigen Plüschkrokodils läuft auf Hochtouren: Der offizielle Lizenznehmer, die Kösener Spielzeug Vertriebs GmbH aus Sachsen Anhalt, hat schon 30 000 Bestellungen vorliegen. Nächste Woche soll die Auslieferung der Stoff-"Schnappis", die in Polen gefertigt werden, beginnen. Es soll einen kleinen Schlüsselanhänger und zwei unterschiedlich große Stoffpuppen geben (8,50 bis 19,99 Euro).

Auch als Karnevalskostüm könnte "Schnappi" zum Renner der Saison werden. Den Anfang machte passenderweise Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (51; CSU), der zur Live-Sendung "Fastnacht in Franken" im Bayerischen Fernsehen als "Schnappi", das Krokodil, verkleidet erschien.

Wem die Maxi-Single mit nicht weniger als acht unterschiedlichen "Schnappi"-Versionen (vom "Kroko Italo Mix" über "Nil Party Mix" bis hin zum "Kairo Pop Mix") nicht mehr genügt: Am 28. Februar erscheint das erste Album von Joy ("Schnappi und seine Freunde"). Ihre Tante Iris Gruttmann (40), die "Schnappi" vor vier Jahren für die "Sendung mit der Maus" geschrieben hatte, erfand dazu weitere Abenteuer des kleinen Krokodils. Auch Joy ist als Texterin beteiligt: Angeblich hat die Sängerin sich die Verse zum Lied "Abends am Nil" selbst ausgedacht, als sie mit ihrer Tante im Stau stand.

Und wie geht die kleine Joy mit dem plötzlichen Starrummel um? Bei ihren gelegentlichen Fernsehauftritten ("TV Total", "Top of the Pops") wirkt die Schülerin aus Gelsenkirchen erfrischend ehrlich und spontan - keine Spur von einstudierten Floskeln.

Zuletzt rührte Joy in dieser Woche in der Talkshow von Johannes B. Kerner Millionen ZDF-Zuschauer mit ihrem natürlichen Charme. Kerner: "Hast du einen Leibwächter?" Joy: "Ach, Quatsch."

"Aber einer wollte mal dein Leibwächter sein . . ."

"Ja, das fand ich supersüß. Unter mir wohnt ein Junge, mit dem gehe ich immer zur Schule. Der weiß auch von der ganzen Geschichte. Dann habe ich ihn von unten abgeholt zur Schule, und dann fragte er: ,Du, Joy, soll ich mein Holzschwert mitnehmen?' Ich sage: Ja, warum denn? Was willst du damit anstellen? ,Ja, wenn irgend jemand was von dir will, dann kann ich dich doch beschützen.' Das fand ich total süß."

Joy habe das Angebot mit dem Holzschwert dann aber doch abgelehnt. "Das ist jetzt noch nicht so nötig. Und es wird auch nicht nötig sein." Dafür muß sie fast jeden Tag Autogramme geben. Manchmal, verriet Joy kürzlich, macht sie sich einen Spaß daraus - und unterschreibt einfach mit Yvonne Catterfeld.