NASA stellt neuen Rekord mit Superjet auf. Fast zehnfache Schallgeschwindigkeit.

Washington. Hamburg-New York in einer halben Stunde. Ein Traum, der seit gestern greifbar geworden ist:

Die US-Weltraumbehörde NASA hat mit einem neuartigen Hyperschall-Flugzeug einen Geschwindigkeits-Weltrekord aufgestellt. Das unbemannte Flugzeug vom Typ X-43A ("Scramjet") blieb mit maximal rund 9,6 Mach nur knapp unter der zehnfachen Schallgeschwindigkeit.

Projektmanager Joel Sitz: "Es waren 90 bange Sekunden. Wenn es aber erst mal vorbei ist, erkennt man, daß man was Großartiges erreicht hat."

Schon im März war der futuristische NASA-Jet mit fast siebenfacher Schallgeschwindigkeit in das Guinnessbuch der Rekorde geflogen. Das nur 3,6 Meter lange Hyperschall-Flugzeug erreichte laut NASA-Ingenieur Randy Voland in einer Höhe von rund 30 Kilometern über dem Pazifischen Ozean vor der Küste von Los Angeles eine Spitzengeschwindigkeit von 6600 Meilen pro Stunde (10 630 km/h). Die NASA verspricht sich von dem 230 Millionen Dollar (177 Millionen Euro) teuren Projekt eine Alternative zum bisherigen Raketenantrieb von Raumflugzeugen.

NASA-Direktor Sean O'Keefe sprach von einem "Meilenstein" in der Fluggeschichte. Das erfolgreiche Experiment sei ein wichtiger Schritt, um künftig große und kritische Fracht auf verläßliche, sichere und nicht zu teure Art und Weise ins Weltall zu befördern. Der Rekordflug war der dritte und letzte Testflug mit dem "Scramjet". Mit der Testreihe ist laut NASA der Nachweis erbracht, daß mit der neuen Technologie gearbeitet werden kann. Randy Voland: "Es funktioniert. Wir können es machen." Die Ingenieure appellierten gestern an die Regierung und die Privatwirtschaft, weiter in das Projekt zu investieren. Anders als Raketen verbraucht der "Scramjet" Sauerstoff aus der Atmosphäre und nicht aus einem mitgeführten Tank. Als Treibstoff wird Wasserstoff verwendet. Wegen der hohen Belastungen bei solchen Überschall-Geschwindigkeiten haben "Scramjets" keine beweglichen Teile wie Turbinen.

Wegen der hohen Temperaturen von rund 3600 Grad Celsius muß die Nase des Flugzeugs mit einer besonders hitzebeständigen Schicht geschützt werden. NASA-Ingenieure halten es für möglich, daß in den kommenden 20 bis 25 Jahren auch Geschwindigkeiten von bis zu 15 Mach, also der 15fachen Schallgeschwindigkeit, erreicht werden.

Ein umgebauter B-52-Bomber brachte den Mini-Jet im Huckepackverfahren von der Luftwaffenbasis Edwards nördlich von Los Angeles in die Luft. Danach katapultierte eine Pegasus-Rakete den Jet in die gewünschte Höhe von mehr als 30 Kilometern. Bei vierfacher Schallgeschwindigkeit wurde dann rund 20 Sekunden lang das Triebwerk des "Scramjets" gezündet, bis das Hyperschall-Flugzeug den Weltrekord aufgestellt hatte. Nach einem zehn Minuten langen Sinkflug stürzte das "Einweg-Flugzeug" kontrolliert ins Meer. Die NASA entschied sich nach eigenen Angaben für diese "Wegwerf-Variante", weil eine unversehrte Rückkehr des Jets zur Erde samt sicherer Landung das Projekt erheblich verteuert hätte.