Wie deutsche Wörter ins Ausland wanderten

Hamburg. Die deutsche Sprache füge sich immer stärker anderen Ausdrucksweisen; immer mehr gewöhne sich die Nation an, Fremdartiges in Wort und Wendung aufzunehmen. Der dies bitter beklagte, hieß immerhin Goethe und schrieb nach heutiger Lesart Bestseller.

Dabei hat er die modernen Zeiten, in denen wir wireless per Laptop dem webmaster eine jpg-datei mailen, noch gar nicht erlebt. Aber auch mancher Zeitgenosse ist überfordert und hält die CD-Rom für eine italienische Partei und das fotofinish für einen skandinavischen Dialekt.

Die wunderbare deutsche Sprache, die uns verbale Kleinodien wie den Eckrentner oder den Kreuzschlitzschraubendreher beschert hat, scheint einer aussterbenden Art anzugehören.

Doch wir brauchen uns gar nicht total down zu fühlen deswegen, denn andere Sprachen saugen gleichzeitig deutsche Wörter auf. Im japanischen Pendant zum Duden finden sich gar 5000 Begriffe mit deutscher Wurzel. Wer zum Beispiel gern mit Kirschschnaps wandert, hat dann "Kirushuwassa" im "Ruckusacku".

Aber vor allem im europäischen Ausland hat sich das Deutsche eingenistet. Doch nicht das unvermeidliche "Schnitzel", die "Bratwurst" mit "Sauerkraut" oder die schenkelklopfende "Gemütlichkeit" sind am weitesten verbreitet. Das sind ganz profane Bodenschätze wie "Nickel", "Quarz", "Gneis" und "Zink", die in rund zehn Sprachen als Fremdwörter vorkommen - im Mittelalter lagen die Zentren des Bergbaus eben im deutschsprachigen Raum. Auch "Ersatz", "Kindergarten", "Ostpolitik", "Leitmotiv" oder der urdeutsche "Weltschmerz" werden gern im O-Ton verwendet. Leicht beschädigt findet sich das deutsche Wort "Rathaus" als polnisches ratusz wieder, das "Busserl" als ungarisches puszi und der "Kellner" als rumänischer chelner.

In vielen Sprachen wird auch das Wort "Wunderkind" verstanden - und der vielerorts gültige Witz dazu: "Unser Regierungschef war ein Wunderkind - der verstand mit vier Jahren schon so viel von Wirtschaft wie heute."