Hilfsaktion: Der Teenager sammelte eine halbe Million Euro für Trinkwasser in Afrika. Jetzt stellte er seine Projekte Schülern in Hamburg vor

Hamburg. "Jeder kann dazu beitragen, dass die Welt ein Stück besser wird", sagt Ryan. Der Blondschopf aus Kanada gilt als eine Art Wunderkind: Ryan war gerade einmal sechs Jahre alt, als er anfing, für sauberes Trinkwasser in Afrika zu kämpfen. Inzwischen hat der sympathisch-schüchterne 13-Jährige schon mehr als eine Million kanadische Dollar - das sind rund eine halbe Million Euro - gesammelt und damit den Bau von 125 Brunnen in Uganda, Zimbabwe, Kenia, Malawi, Äthiopien, Tansania und Nigeria ermöglicht.

"Ich werde so lange Geld sammeln, bis ganz Afrika sauberes Trinkwasser hat", sagt der Junge, der jetzt Hamburg besuchte. Das ehrgeizige Vorhaben trägt er mit einem leisen Ton der Zurückhaltung vor, so als ob seine Ziele ganz gewöhnlich seien für einen Jungen in seinem Alter. Dabei erhielt Ryan für seinen Einsatz schon viele Auszeichnungen. Kanadas Staatsoberhaupt Adrienne Clarkson verlieh ihm vor einem Jahr die Verdienstmedaille, das Kinderhilfswerk Unicef würdigte sein Engagement, von der Organisation "Worlds of Children" erhielt er einen mit 15 000 US-Dollar dotierten Preis. Ryan hat Prinz Charles und den Papst getroffen und ist seinem Ziel in den sechs vergangenen Jahren immer ein Stück näher gekommen.

"Über meine Internetseite spenden heute Schüler einige Cents und große Firmen, wie eine Erdölorganisation vor kurzem, mehrere Tausend Dollar", sagt der Teenager, und sein Vater Marc Hreljac ergänzt: "Auf dem Flug nach Deutschland hat Ryan einen Thomas kennen gelernt, und der gab ihm 20 Euro."

Begonnen hatte alles 1998. Ryans Lehrerin hatte erzählt, dass man mit 70 Dollar schon eine Menge tun könne, um Kindern in Afrika das Leben zu retten. Seine Eltern Susan und Mark, sie Verwaltungsangestellte und er Polizist, ließen ihren Sohn für das erste Geld arbeiten. Denn 70 Dollar waren auch für sie viel Geld. Als er erfuhr, dass ein Brunnen 2000 Dollar kostet, machte sich Ryan wieder an die Arbeit und begeisterte Freunde und Bekannte in seiner Kleinstadt Kemptville für das Projekt der Organisation "Water Can". "Erst habe ich in der Schule und in der Stadt Reden gehalten, damit die Leute spenden", sagt Ryan. "Dann haben die Zeitungen berichtet, erst lokal, schließlich international; so habe ich immer mehr Menschen von dem Projekt erzählen können."

Im Jahr 2000 fuhr Ryan zum ersten Mal nach Afrika, nach Angolo in Uganda. Er schaute sich den Brunnen an, den die Organisation "Canadian Physicians for Aid and Relief" von den Spenden gebohrt hatte. Die Berichte darüber lösten eine Welle der Hilfsbereitschaft aus, und die Stiftung wurde in "Ryan's Well Foundation" umbenannt. Neben Ryans Eltern helfen ihm seine Brüder Jordan (15) und Keegan (10) und der von der Familie adoptierte Waisenjunge Jimmy (15) aus Angolo beim Verwalten der Gelder.

Bei seinem Besuch in Hamburg vergangene Woche schien Ryan von dem Rummel um ihn allerdings etwas genervt zu sein. Nach der Präsentation seiner Arbeit am Gymnasium Osdorf und der Gesamtschule Blankenese beantwortete der Junge die Fragen der Schüler und sah dabei in dem großen roten Spielerdress seiner Lieblings-Eishockeymannschaft Ottawa Senatores etwas verloren aus. "Ich mache das nur, um den anderen Mut zu machen, es auch zu versuchen", sagte er später. Und sein Vater versichert: "Es ist sein Projekt, und wenn Ryan nicht mehr will, hören wir auf. Er hat schon so viel Gutes getan."

Internet: www.ryanswell.ca