“Deutsche“ Stangen aus Ungarn - jetzt kommt die Gemüsepolizei

Hamburg. Spargel besteht fast nur aus Wasser (zu 95 Prozent), und dasselbe läuft Schmeckleckern im Munde zusammen, wenn sie die weißen Stangen am Marktstand oder im Gemüseregal nur sehen. Augen auf! Ist er auch frisch? Dann sind die Spitzen fest geschlossen, die Schnittflächen schön hell und saftig. Bundweise verpackte Spargelstangen sollen, vorsichtig in der Hand gerollt, beim Aneinanderreiben ein wenig quietschen. Dann wird er munden!

Bleibt die Frage: Wo wurde das Edelgemüse gestochen?

Denn der Mutterboden bestimmt den Preis. Sind es Billig-Stangen aus Ungarn oder Griechenland für blasse zwei Euro das Kilo? Oder stammt die Ware, geadelt mit deutschen Stundenlöhnen, aus Mecklenburg, Brandenburg oder der Nordheide - für bis zu sechs Euro?

Bei der Frage nach dem Anbauland versagen die Feinschmecker, und die Lebensmittelkontrolleure wundern sich - zum Beispiel weil regelmäßig mehr fränkischer Spargel verkauft als geerntet wird. 15 Prozent des "deutschen" Spargels kommen aus dem Ausland, etwa Ungarn - mit falschen Etiketten der Spargel-Mafia.

Mit dem Rätselraten um die Herkunft ist jetzt Schluss. Denn Wissenschaftler vom Bayerischen Landesamt für Lebensmittelsicherheit lüften des Spargels Geburtsort. Grausam pürieren sie den "Asparagus officinalis", der in der Antike als Arzneimittel galt. Vom Mus trennen sie in der Zentrifuge feste und flüssige Bestandteile und ermitteln die Unterschiede in Elementen wie Wasserstoff und Kohlenstoff. Dann wissen sie, wie der Spargel gesprochen hätte (wenn er reden könnte): norddeutsch oder bayerisch, griechisch, ungarisch oder rumänisch. Das Geheimnis der Analyse: Der Spargel nimmt beim Wachsen Grundwasser auf, es hinterlässt Isotopenspuren in jeder Faser. Diese unterscheiden sich selbst innerhalb Deutschlands. Vergleichsmuster verraten die Herkunft.

Wer erwischt wird, muss seinen Stand schließen oder zahlt bis zu 50 000 Euro Strafe. Im Wiederholungsfall drohen zwei Jahre Gefängnis - egal aus welchem Land der Betrüger stammt.