Magdeburg. Auf den ersten Blick sieht das trutzige, zweistöckige romanische Bauwerk mit seinen meterdicken Sandsteinmauern in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) gar nicht besonders historisch aus. Jetzt entdeckte Architekt Ulrich Queck: "Das unscheinbare Gemäuer ist das älteste Fachwerkhaus Deutschlands." Untersuchungen der Holzbalken hatten ergeben, dass das Haus in der "Hölle 11" vor rund 800 Jahren erbaut wurde. Damit ist das Gebäude wesentlich älter als der Ständerbau in Quedlinburg aus dem 14. Jahrhundert, der bislang als ältestes deutsches Fachwerkhaus galt.

Das Geheimnis gibt das Haus erst im Innern frei. "Der Fachwerkbau steckt in der Geschossdecke und im Dachstuhl", sagt Queck, der den Bau als Miteigentümer eines Architekturbüros 1999 erwarb. Zur Altersbestimmung ist das Holz der Eichen- und Fichtenbalken des Hauses mit Hilfe der "Dendro-chronologischen-Methode" untersucht worden. Das heißt, das Holz wurde angebohrt und die Jahresringe der Bohrkerne analysiert. Danach stamme die Eiche von 1215 und die Fichte etwa aus dem Jahr 1230. Zudem gebe es eine erste urkundliche Erwähnung von einer Äbtissin Sophia aus dem Jahr 1233. "Der ursprüngliche Zweck des Hauses, der zu einem Komplex von drei Gebäuden gehört, ist unbekannt", sagte Queck. Zu DDR-Zeiten wurde das Haus unter anderem vom Konsum-Verein genutzt. Von Ende 2004 an werden hier Geschäfte und eine Gaststätte untergebracht.