Italiens Designer kleiden die Herren wieder klassisch.

Mailand. "Wir haben unsere Präsentation dieses Mal ganz intim gehalten - ganz wie in einer persönlichen Garderobe." Die süddeutsche Designerin Gabriele Strehle zeigt in Mailand nur die 20 besten Stücke ihrer Herren-Kollektion und verzichtet auf eine spektakuläre Show. Stattdessen bevorzugt ihr Unternehmen Strenesse "den familiären, persönlichen Kontakt mit den Kunden" - auch in Amerika und Japan.

Die großen Modeunternehmen wie Cividini, Missoni und Calvin Klein haben in diesem Jahr ebenfalls auf eine Modenschau verzichtet. Die Designer wollen lieber im persönlichen Gespräch ihre Ideen eingehend erklären. Damit zeichnet sich ein ganz neuer Trend ab. Nicht mehr die verrücktesten Ideen sind wichtig, sondern, dass die Modelle wirklich tragbar sind.

Bei den Defilees in Mailand sind für die Herbst/Winter-Kollektion 2003/2004 deshalb vor allem klassische Schnitte zu sehen, in denen sich der Kunde wohl fühlen soll. Dieser Trend ist auch bei Strenesse zu finden. "Meine neue Kollektion dreht sich um ein lockeres neues Lebensgefühl", verspricht Gabriele Strehle. "Die Menschen wollen heute keine verrückten Kleider mehr, die keiner tragen kann. Sie wollen bequeme, einfache, aber elegante Garderobe von einer guten Qualität natürlich." Für die süddeutsche Designerin ist das eine Herausforderung: "Ich komme aus dem Handwerk und bin ein sehr detailverliebter Mensch." Beim Anzug sei es ihr wichtig gewesen, alle Einzelstücke - Weste, Jacke, Hemd und Hose - so zu gestalten, dass sie auch einzeln getragen werden können. So tragen die von Strenesse eingekleideten Männer legere T-Shirts, Hemden und Westen zu eleganten Nadelstreifen-Hosen - alles im sportlich-eleganten Stil.

Gucci hat hingegen eine militärische Variante im Programm: doppelreihige Offiziersmäntel mit großen goldenen Knöpfen. Tom Ford, der Designer der italienischen Marke, will darin jedoch keinen Bezug zur Armee erkennen. "Mein Thema ist die persönliche Uniform des Mannes, nicht seine militärische", erklärte er. Die Kollektion basiert auf nur wenigen Bausteinen. Schmale Rollkragenpullis oder alternativ Rundhalsausschnitte, dann aber mit Tuch um den Hals, lösen das Hemd unter dem Anzug ab. Auch die Hosen beginnen bei Gucci eng am Bein, fallen ab dem Knie jedoch in einen weiten Schlag.

Subtil ging Antonio Marras mit den Zeichen der Zeit um und schickte Mode im Stile sardischer Revolutionäre der 20er-Jahre über den Laufsteg. Stimmig zum Thema war auch die Inszenierung: Während der Show ließ Marras Flugblätter drucken.

Eine modische Deutung der politischen Weltlage kam vom Engländer John Richmond. Militärisch muten bei ihm die in Patchwork umgesetzten Tarnmuster an oder die Hosen mit ihren aufgesetzten Taschen. Gleichzeitig fordert er Frieden - und zwar per T-Shirt "Ban the bomb!" (Verbannt die Bomben!).

Doch noch stärker steht er für ein weiteres Leitbild der Mailänder Schauen, den Rock-star. Vor allem die Musiker der 60er- und 70er-Jahre haben es den Designern angetan. Richmond etwa ließ sich von Jim Morrison und Jimi Hendrix beeinflussen. Die italienische Marke Costume National fand in den frühen Jahren David Bowies ein Vorbild.