Für ein Wahrzeichen ist sie wirklich winzig. Gerade 1,25 Meter groß, sitzt die Kleine Meerjungfrau auf ihrem Felsen an der Uferpromenade im Hafen...

Kopenhagen. Für ein Wahrzeichen ist sie wirklich winzig. Gerade 1,25 Meter groß, sitzt die Kleine Meerjungfrau auf ihrem Felsen an der Uferpromenade im Hafen von Kopenhagen und blickt verträumt auf die See hinaus. Die zierliche Bronzestatue hat schon einiges hinter sich. Von Millionen Touristen bestaunt, wurde sie immer wieder auch von Scherzbolden verunziert, gar vom Sockel geholt. Dass sie jetzt auch noch auf Reisen gehen und nächstes Jahr die Weltausstellung in China zieren soll, regt viele Dänen auf.

"Wie kann man ein Nationalsymbol in ein anderes Land schicken?", empört sich Kopenhagen-Besucher Kjeld Thomsen. "Sind die Pyramiden oder die Freiheitsstatue je ins Ausland verschickt worden? Oder der Eiffelturm? Ich hab ja nichts gegen China, aber das ist Unfug."

Das Fabelwesen mit der Fischflosse hat seit 1913 seinen Platz am Hafen. Die Kleine Meerjungfrau wurde von dem Kopenhagener Bildhauer Edvard Eriksen (gest. mit 82) gestaltet. Auftraggeber war der Carlsberg-Bierbrauer Carl Jacobsen, der die Statue der Stadt zum Geschenk machte. Nun soll sie während der sechsmonatigen Weltausstellung ab 1. Mai 2010 im dänischen Pavillon in Shanghai ausgestellt werden. "Ich sehe kein Problem darin, sie auszuleihen", verteidigt die sozialdemokratische Stadträtin Anne Vang das Vorhaben. Der Stadtrat hatte im März mit 36 gegen zwölf Stimmen dafür votiert. Vang: "Letzten Endes kann das für uns mehr Touristen und mehr Exporte bedeuten."

Andere sind da nicht so sicher. Die Statue ist neben dem Vergnügungspark Tivoli das bekannteste Wahrzeichen Kopenhagens und zieht jährlich eine Million Besucher an. Während ihrer Reise soll sie vorübergehend durch die Meerjungfrau eines chinesischen Künstlers ersetzt werden. Doch das besänftigt die Kritiker nicht. Eine Gallup-Umfrage ergab, 52 Prozent der Dänen sind gegen die Reise des Wahrzeichens, 40 Prozent dafür, dem Rest ist es egal.