Er gilt als ein Schwerverbrecher und ist einer der meist gesuchten Täter in Deutschland. Dennoch schreckte diese Tatsache den 56-jährigen Thomas Wolf nicht ab, erneut eine Straftat zu begehen. Er entführte die Frau eines bekannten Wiesbadener Bankiers und forderte knapp zwei Millionen Euro Lösegeld. Mit diesem Geld ist er nun auf der Flucht. Die Gattin konnte sich derweil selbst befreien.

Wiesbaden. Er sieht aus wie der freundliche Nachbar von nebenan, doch Thomas Wolf (56) gehört seit 2000 zu den meist gesuchten Verbrechern Deutschlands. Nun hat er erneut zugeschlagen. Am Freitagmorgen überwältigte er die Frau eines leitenden Bankiers in ihrer Villa im Stadtteil Sonneberg in Wiesbaden und entführte die 44-Jährige. Später meldete er sich bei ihrem Mann und forderte 1,8 Millionen Euro Lösegeld. Mittlerweile konnte das Opfer sich selbst befreien und alarmierte die Polizei. Der Täter ist seit der Geldübergabe flüchtig.

Thomas Wolf hatte die 44 Jährige an einem Baum festgebunden. Währenddessen lotste er ihren Gatten an eine Autobahnbrücke der A 66 bei Hofheim und forderte ihn auf, die knapp zwei Millionen Euro Lösegeld dort an der Böschung zu deponieren. Kurze Zeit später holt Wolf die schwarze Tasche mit dem Geld ab und rast davon.

Am Abend gelang es dann der Bankiersgattin, die Fesseln zu lösen. Sie befreite sich selbst und klingelte an einem der nächst gelegenen Häuser im Ort Diedenbergen. Von dort aus informierte sie die Polizei, die seitdem intensiv nach dem Flüchtigen fahnden.

Zunächst gelang es den Beamten, die Spur des mutmaßlichen Entführers über das Autokennzeichen zu orten. Wolf nutzte demnach für die Tat zunächst den Wagen seiner in Frankfurt lebenden Freundin, bevor er in einen Mietwagen umstieg. Seither ist er mit dem Lösegeld auf der Flucht.

Die Polizei stuft Wolf als Schwerverbrecher ein. Auf der Fahndungsliste des Bundeskriminalamtes wird er unter "Meistgesuchte" geführt. Ihm werden Banküberfälle mit Geiselnahme zur Last gelegt. Er war im Jahr 2000 von einem Hafturlaub nicht in das Gefängnis von Moers zurückgekehrt. Dort verbüßte er eine Gesamtstrafe von 21 Jahren.

Im selben Jahr raubte er eine Bank in Hamburg aus, wo er einen Kassierer in seine Gewalt brachte. Damals konnte er 500 000 Mark erbeuten. Später soll er ähnliche Taten in den Niederlanden und Belgien verübt haben. Unter dem holländischen Alias-Namen David van Dyk lebte er zuletzt im Rhein-Main-Gebiet. Die Fahnder gehen davon aus, dass Wolf die Wiesbadener Entführung akribisch plante. Sie bescheinigen ihm "eine besondere Unverfrorenheit". Für Hinweise, die zur Festnahme von Wolf führen, ist eine Belohnung von 40 000 Euro ausgesetzt.