Sie dürfen wieder gejagt werden. Über 300.000 Tiere sind von der Regierung zum Töten freigegeben worden. Tierschützer sprechen von einer „skandalösen“ Entscheidung. Bilder von der Jagd auf die Robben.

In Kanada dürfen in diesem Jahr insgesamt 338.200 Robben von Jägern getötet werden. Das sind 55.000 Tiere mehr als im Vorjahr. Wie die zuständige Fischereiministerin Gail Shea mitteilte, wurde die Fangquote nach Beratungen mit Experten festgelegt, "um sicherzustellen, dass der Robbenbestand erhalten bleibt". Tierschützer sprachen von einer "skandalösen" Entscheidung der Regierung.

"Diese Quote ist völlig unvertretbar", sagte Sheryl Fink vom Internationalen Tierschutzfond (IFAW) mit Blick auf die Zahl der zur Tötung freigegeben Sattelrobben. Es gäbe nicht genügend Abnehmer für die Pelze, der Weltmarkt sei bereits gesättigt. Zudem würde diese hohe Zahl sogar die Empfehlung der regierungseigenen Wissenschaftler übersteigen und den Robbenbestand stark ausdünnen.

In der Quote sind nach Angaben der Regierung auch bereits die Tiere enthalten, die von Ureinwohnern und für den persönlichen Gebrauch gejagt werden dürfen, sowie solche, die von Lizenzhaltern getötet werden könnten, die im vergangenen Jahr nicht die ihnen zustehende Zahl an Tieren ausgeschöpft hätten.

Rund 70 Prozent der zur Tötung freigegebenen Tiere sollen in dem Gebiet nordöstlich von Neufundland und Labrador gejagt werden. Die Behörden schätzen den Bestand der Robben an der kanadischen Ostküste auf insgesamt rund 6,4 Millionen Tiere.

Shea versicherte, dass Mitarbeiter ihrer Behörde die Robbenjagd überwachen werden, um die Einhaltung der Jagdbeschränkungen sicherzustellen. Wenn nötig, würden auch Maßnahmen zu Durchsetzung der Bestimmungen getroffen, sagte die Ministerin. Sie kündigte an, sich auch weiter international für den Fortbestand der umstrittenen Robbenjagd einzusetzen.

Zugleich zeigte sich die Ministerin enttäuscht von den europäischen Plänen, den Handel mit Robbenprodukten zu verbieten. Kanada werde diesbezüglich genauestens alle rechtlichen und diplomatischen Möglichkeiten prüfen. Anfang des Monats hatte der Binnenmarktausschuss des EU-Parlaments wegen der "unmenschlichen" Methoden bei der Jagd für ein europaweites Einfuhr- und Handelsverbot gestimmt. Betroffen wären Produkte wie Felle, Öle oder Fleisch der Tiere.