Jubel auch in ihrem Babelsberger Studio: Jetzt gilt die Britin als Favoritin für den Oscar. Der nominierte “Baader Meinhof Komplex“ ging leer aus. Tops und Flops; Bilder der Golden Globes 2009

Fünfmal war sie schon für den Oscar nominiert, fünfmal ging sie leer aus, selbst nach dem Welterfolg "Titanic" (1997). Nicht einmal für einen Golden Globe, den zweitwichtigsten Filmpreis der USA, hat es bisher gereicht. Jetzt gewann die britische Schauspielerin Kate Winslet (33) gleich zwei Golden Globes auf einmal - und gilt damit auch als Favoritin für die Oscar-Verleihung am 23. Februar. Zu Tränen gerührt sagte sie: "Kann das wirklich wahr sein? Ich dachte, Anne Hathaway würde gewinnen." Einen Moment lang drohte Winslet gar die Fassung zu verlieren und stammelte in Anspielung auf ihre vielen Oscar- und Globe-Nominierungen der Vorjahre: "Ich bin es nicht gewohnt, zu gewinnen."

Kate Winslet stand in "Zeiten des Aufruhrs", in dem ihr Mann Sam Mendes (43) die Regie führte, zwölf Jahre nach dem Sensationserfolg mit "Titanic" erstmals wieder mit Leonardo DiCaprio (34) vor der Kamera. "Ich habe dich 13 Jahre lange geliebt", versicherte sie ihrem damaligen Filmpartner, dankte aber zugleich ihrem Mann für die Filmarbeit. Die Rolle in dem Ehedrama brachte ihr den Preis als beste Hauptdarstellerin ein. Als erfahrene Liebhaberin eines viel jüngeren Mannes, die sich später in einem Kriegsverbrecherprozess verantworten muss, gewann sie in "Der Vorleser" den Globe für die beste Nebenrolle. Als "Bestätigung für den Filmstandort Deutschland" hat Studio Babelsberg den Preis bezeichnet. Das Studio war ausführende Produktionsfirma bei "Der Vorleser". Carl Woebcken, Vorstandsvorsitzender der Studio Babelsberg AG: "Wir freuen uns, dass es uns als Produktionsfirma gelungen ist, zusammen mit der Crew und allen Förderern ein kreatives Umfeld für Schauspieler und Regisseur zu schaffen, in dem dieser wundervolle Film entstehen konnte." Einen Überraschungssieg bei der Gala in Beverly Hills konnte auch ein Außenseiter feiern: Der Indie-Film "Slumdog Millionär" hat bei der Verleihung in der Nacht zum Montag alle namhaften Hollywood-Studio-Konkurrenten überflügelt. Und Amerikas Traumfabrik feierte bei der Zeremonie im Beverly Hills Hotel, als gelte es, die schlechten Zeiten zu vertreiben. "Uns steht ein schweres Jahr bevor", räumte "Slumdog"-Regisseur Danny Boyle (52) ein, "insofern fühlt sich die Feier hier schon etwas merkwürdig an." Sein Film über einen Waisenjungen, der aus der brutalen Welt der Slums ausbricht und zum Star einer indischen Quizshow wird, wurde gleich vierfach gekrönt: mit dem Hauptpreis als bester Streifen, dem Regiepreis sowie für sein Drehbuch und die Filmmusik.

Hollywoods Auslandspresse, die die goldenen Weltkugeln vergibt, machte Boyle für die einfühlsame Erzählgeschichte von grenzenloser Armut und roher Gewalt zum großen Gewinner des Abends. Boyle ("Trainspotting") bedankte sich bei dem Veranstalter für die "verrückte, spannende Zuneigung" für seinen Film.

Enttäuschung dagegen bei der Constantin Film in München: Der deutsche Streifen "Der Baader Meinhof Komplex" ging leer aus. Dennoch zeigte sich die Produktionsfirma stolz, dass der Film aus einer weltweiten Auswahl zu den fünf Nominierten gehörte. Wieder sei somit eine deutsche Produktion der Constantin Film in der Spitzengruppe des weltweiten Filmschaffens vertreten, sagte der Vorstand für Film und Fernsehen, Martin Moszkowicz.

In der Kategorie Bester ausländischer Film gewann stattdessen der animierte Dokumentarfilm "Waltz With Bashir" aus Israel, der unter Mitarbeit der deutschen Produzenten Gerhard Meixner (42) und Roman Paul (40) entstand. "Wir sind überglücklich", sagte Paul gestern in Berlin. Es sei unfassbar, dass es drei Jahre nach dem palästinensischen Drama "Paradise Now" wieder mit einem Goldenen Globe geklappt habe.

Der vor einem Jahr gestorbene Schauspieler Heath Ledger (28) erhielt für seine unvergessliche Darstellung des kaltblütigen Joker in dem Batman-Thriller "The Dark Knight" posthum einen Darstellerpreis. Die Trophäe nahm "Dark Knight"-Regisseur Chris Nolan (38) stellvertretend entgegen. Er tue dies mit Trauer, aber auch mit unglaublichem Stolz, sagte der Filmemacher. Ledger sei ein ebenso herausragender wie hingebungsvoller Schauspieler gewesen. Der Australier war im Januar 2008 an einer Überdosis Medikamenten gestorben.

Weitere Schauspielpreise gingen an den US-Darsteller Mickey Rourke (55) als besten Hauptdarsteller im Drama "The Wrestler" und an den Iren Colin Farrell (32) für die tragikomische Mördergeschichte "Brügge sehen - und sterben?". Die Britin Sally Hawkins (32) bekam die begehrte Weltkugel für ihre Rolle als optimistische Lehrerin in der Komödie "Happy-Go-Lucky".

Woody Allens (73) leichtfüßiger Sommerfilm "Vicky Christina Barcelona" holte die Trophäe in der Kategorie Beste Komödie. Der Filmemacher war bei der Preisverleihung nicht selbst anwesend. Starregisseur und -Produzent Steven Spielberg (62, "Schindlers Liste") wurde - wie bereits im vergangenen Jahr angekündigt - für sein Lebenswerk geehrt. Sein langjähriger Wegbegleiter Martin Scorsese (66) überreichte ihm den Cecil-B.-DeMille-Preis mit den Worten: "Spielberg und die Kunst des Kinos - das eine ist ohne das andere undenkbar."