Der Franzose, einer der Teilnehmer bei der Nonstop-Weltumsegelung Vendée Globe, war mit seinem Boot gekentert. Bilder des Schiffbruchs

Paris. Das Wasser war mit fünf Grad eiskalt: Einhandsegler Jean Le Cam (49) kämpfte 18 Stunden in einer Luftblase unter seinem gekenterten Boot um sein Leben.

Als Le Cam, der Vierte bei der Nonstop-Weltumsegelung Vendee Globe mit seinem Boot "VM Materiaux" vor Kap Hoorn in Seenot geriet, konnte er gerade noch über Satellitentelefon um Hilfe rufen: "Ich habe ein großes Problem." Dann brach die Verbindung ab. Alle zitterten um den zweifachen Vater, der als erfahrener Segler gilt. Sofort riefen die Organisatoren einen Öltanker in der Nähe zu Hilfe. Doch dieser konnte Le Cam wegen des starken Seegangs nicht erreichen. Auch die nächsten Konkurrenten wurden alarmiert.

Segler Vincent Riou (36) eilte sofort zum Unglücksort: "Wenn man seinen Freund in Not sieht, denkt man nicht lange nach." Als der Franzose eintraf, hörte er Hilferufe von Le Cam aus dem Inneren des Bootes. Die Situation war dramatisch. "Das Boot hatte sich mit Wasser gefüllt. Le Cam hielt sich in einer Luftblase und hat dann allen Mut zusammengenommen, um unter dem Boot aufzutauchen", sagte Riou später. Danach hielt der Gekenterte sich am Ruder fest. Zum Glück trug er einen Überlebensanzug. Doch bei jeder Welle verschwand er unter den Wasserbergen. Eine gefühlte Ewigkeit versuchte Riou den Schiffbrüchigen mit einem Seil zu retten. Erst beim vierten Mal gelang es ihm. "Es waren die schrecklichsten Augenblicke, die ich erlebt habe. Wir sind froh, dass wir beide hier sind. Le Cam geht es gut", sagte Riou. Warum der Franzose gekentert ist, ist noch nicht bekannt. Bei dem waghalsigen Manöver fuhr Riou allerdings zu dicht an Le Cams Boot heran und beschädigte dabei leicht den Mast seines eigenen Bootes "PRB". Mithilfe von Le Cam gelang es ihm, diesen wieder zu richten. Riou galt eigentlich als einer der Favoriten bei der Regatta. Aufgeben will er nach der Rettung nicht, er plant, Le Cam in Küstennähe an ein Boot zu übergeben: "Für mich geht es weiter. Ich habe keine Lust, meine Welttour hier zu beenden." Allerdings schreiben die Regeln der Vendee Globe vor, dass die Teilnehmer völlig allein sind und keine Hilfe von außen annehmen dürfen. Deshalb war es noch nicht sicher, ob Riou die Weltumsegelung fortsetzen darf.

Die Vendee Globe, die zum sechsten Mal stattfindet, ist berühmt für ihre Unfälle. Erst vor drei Wochen lag ein Skipper zwei Tage lang mit einem Bruch bewegungslos in seiner Kabine, bevor er gerettet werden konnte.


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