Flammen schossen aus dem Lkw. Mutiger Fahrer verhinderte eine Katastrophe auf der A 1.

Hamburg/Bremen. Montagmorgen, kurz vor 8 Uhr: Ein mit mehr als 75 Gasflaschen beladener Gefahrguttransporter gerät auf Höhe des Maschener Kreuzes in Brand. Trotz der Gefahr, dass die unter anderem mit Sauerstoff gefüllten Stahlflaschen explodieren könnten, bewies Lkw-Fahrer Detlef Hedderich (40) Nerven wie James Bond. Er lenkte seine Zugmaschine noch knapp 15 Kilometer weiter - weg von Menschen und Ortschaften. Erst hinter der Ausfahrt Rade stoppte er und brachte sich selbst in Sicherheit.

"Eigentlich wollte ich auf einen Parkplatz bei Hittfeld fahren, weil ich mal auf die Toilette musste", sagte der Berufskraftfahrer dem Abendblatt. Die Strecke Lüneburg-Bremen gehört zu seinen Standardrouten, die der Mann aus Bergen (Dumme) seit fast zwei Jahren regelmäßig befährt. Auch gestern sah alles nach einer Routinefahrt aus.

Doch plötzlich knallt es. Im Rückspiegel sieht Hedderich Rauch aufsteigen. Kurz vor der Abfahrt auf den Parkplatz hält er auf der Standspur. Ein Zwillingsreifen seines Aufliegers brennt. Hedderich rennt zurück, will den Feuerlöscher vom Beifahrersitz holen, als eine Stichflamme den Wagen einhüllt. "Das war eine riesengroße, sagenhafte Flamme", sagt er. "Die einfach zu löschen, das war gar nicht mehr drin." Er überlegt nicht lange: "Das war wie aus einem Bauchgefühl heraus, ich habe mich wieder auf meinen Sitz geschwungen und bin weitergefahren. Das ist ja so ein dicht besiedeltes Gebiet. Ich dachte, wenn die Flaschen hier explodieren, bleibt weit und breit nichts stehen." Mit Tempo 40 fährt er mit seinem brennenden Gas-Transporter über die Autobahn. Hedderich hofft, dass der Fahrtwind die Flammen nach hinten und damit weg von der explosiven Ladung drücken würde.

Über Mobiltelefon meldet er sich bei der Polizei, die ihn zur Feuerwehr weiterstellt. "Er hat alles richtig gemacht", sagten Feuerwehr und Polizei später und lobten das mutige Verhalten des Lkw-Fahrers. "Er hat genau das Richtige getan", erklärt Einsatzleiter Karsten Chors von der Feuerwehr in Buchholz.

Die Einsatzkräfte lotsen ihn 15 Kilometer weiter, wollen, dass er erst hinter Rade stehen bleibt. Während die Polizei die Autobahn absperrt, rast die Buchholzer Feuerwehr hinter Hedderich und seinem brennenden Fahrzeug her. "Irgendwann fiel die Hydraulik des Aufliegers aus", erinnert er sich. Hinter einer Brücke kurz nach der Anschlussstelle Rade muss er endgültig stoppen. Das Feuer, das vermutlich durch ein defektes Radlager entstanden war, hat bereits die gesamten Reifen der Hinterachse weggefressen. Hedderich greift ein paar Sachen, springt aus der Zugmaschine und rennt, so schnell er kann. Die Feuerwehr kann den Brand schnell löschen.

"Ich hatte richtig Angst", sagt Hedderich. "Das war die brenzligste Situation in meinem Leben." Zum Glück sei ihm nichts passiert, sagt er noch, bevor er sich wieder in seine weiße Zugmaschine setzt, die wie die Gasflaschen trotz der der Flammen nicht beschädigt wurde. Seine Lust aufs Fahren jedenfalls hat der Unfall nicht getrübt. Den heutigen Dienstag wird er zu Hause bei seiner Frau verbringen. Doch spätestens morgen will der Held von der Autobahn wieder in seinem Lastwagen sitzen.