Schmuckloser Gerichtssaal statt schillernder Konzertbühne für Amy Winehouse: In London stand die 25-jährige Sängerin wegen Körperverletzung vor Gericht. Bilder von Amy's Auftritt vor Gericht.

London. Der Auftritt von Amy Winehouse vor Gericht war nur kurz, dennoch nutzte sie den Termin, um mal wieder von sich reden zu machen: Im bunten, freizügigen Sommerkleid stöckelte sie in den Verhandlungssaal und beteuerte mit auffallend geschminkten Augen, sie habe denweiblichen Fan bei der Wohltätigkeitsveranstaltung im September letzten Jahres nicht geschlagen, sie sei "nicht schuldig". Zehn Minuten später wurde der Prozess vertagt. Mit der Vernehmung der Zeugen wird am 23. Juli begonnen.

Die Frau hatte die fünffache Grammy-Gewinnerin ("Rehab", "Back To Black") um ein gemeinsames Foto gebeten. Zunächst war Winehouse laut Augenzeugen einverstanden. Als die Frau aber noch einen weiteren Fan dazu holen wollte, soll die Sängerin ausgerastet sein und zugeschlagen haben.

Vielleicht lag es an dem harten Stuhl, vielleicht an dem kurzen Kleid: Die Sängerin wirkte wie ein Zappelphilipp hinter der mit Glasscheiben eingefassten Anklagebank. Unruhig rutschte sie hin und her, richtete ihre Bienenkorbfrisur oder knackte mit den Fingern, während Anwalt Mark Haslam und Ankläger Philip Lemoine mit dem Richter über Zeugen, Termine oder Verfahrensfragen diskutierten.

So richtig angenehm schien dem Verteidiger das Verhalten seiner Mandantin nicht zu sein. Jedenfalls bat Haslam - Typ seriöser Hanseat mit dunklem Zweireiher, kurzgestutzten grauen Haaren und randloser Brille - erstmal um Nachsicht für das Zuspätkommen der Sängerin. Der dichte Verkehr sei daran schuld gewesen. "Ich entschuldige mich für sie dafür beim Gericht", sagte der Anwalt.

Und damit hatte er schon mehr gesagt, als Winehouse während der restlichen Verhandlung. Diese äußerte sich lediglich vier Mal. Und wenn, dann war sie mehr damit beschäftigt, ihr Kleid zurecht zu rücken, als den Prozesstag aufmerksam zu verfolgen.

Und dann war das bizarre Schauspiel schon wieder vorbei. Eskortiert vom mehreren Leibwächtern Marke Schwergewichtsboxer entschwand Amy erst im Fahrstuhl des Gerichts, trat auf die Straße und verursachte damit sofort ein Blitzlichtgewitter. Da war die Sängerin - anders als im Gerichtssaal - wieder in ihrem Element. Ein koketter Blick hier, ein Lächeln dort. Dann stiegt sie in eine schwarze Limousine, der Fahrer gab Gas. Ende des Auftritts.