Nach einer ersten Auswertung der Flugschreiber der Unglücksmaschine von Buffalo kommt eine Vereisung des Propellerflugzeugs als Unfallursache in Betracht.

New York. Die Piloten hätten beim Landeanflug über die "beträchtliche" Vereisung der Tragflächen und der Scheiben am Cockpit diskutiert, sagte ein Vertreter der Verkehrssicherheitsbehörde NTSB am Freitag (Ortszeit). Bei dem Absturz kamen 50 Menschen ums Leben.

Schon als sie auf eine Flughöhe von 11.000 Fuß heruntergingen, hätten die Piloten ein Problem mit der Vereisung gesehen, sagte NTSB-Ermittler Steven Chealander. Obwohl das Kontrolllämpchen für das Enteisungssystem geleuchtet habe, seien die Frontscheibe sowie Teile der Tragflächen vereist. Während des Landeanflugs auf den Flughafen von Buffalo im Bundesstaat New York sei das Flugzeug dann ins Schlingern geraten. Kurz vor Ende der Aufnahme habe die Besatzung versucht, das Steuer und die Landeklappen hochzuziehen, sagte der NTSB-Vertreter. "Das ist alles, was wir von der Aufnahme bislang haben." Die Ermittlungen stünden jedoch noch am Anfang.

Eisbildung an den Tragflächen sei ein "aerodynamisches Hindernis", sagte Chealander. "Die Tragflächen von Flugzeugen sind auf eine ganz bestimmte Art geformt - und Eis kann diese Form verändern." Augenzeugen am Boden sagten aus, sie hätten vor dem Crash ungewöhnliche, tiefe Geräusche gehört. "Es klang, als wenn etwas da hereingeraten wäre", sagte die zwölfjährige Tomasita Trujillo. "Es klang nicht gut."

Die 49 Insassen von Flug 3407 hatten keine Chance: Die Turboprop-Maschine vom Typ Bombardier Dash 8 Q 400 stürzte auf ein Wohnhaus und explodierte. Die Flammen loderten meterhoch. Wegen der Hitze konnte die Feuerwehr zunächst nicht bis zum Wrack vordringen. "Sie haben geschrien, um zu sehen, ob es in dem Flugzeug noch Überlebende gab. Aber niemand antwortete", sagte Behördensprecher Chris Collins. Das Flugzeug stürzte mitten in die amerikanische Vorstadtidylle. Clarence ist ein Vorort der Stadt Buffalo im Norden des US-Staates New York. Alle 45 Passagiere, die vier Besatzungsmitglieder und ein Mensch am Boden kamen ums Leben. Zwei weitere Bewohner des getroffenen Hauses, die 57 Jahre alte Karen W. und ihre Tochter (22), konnten sich retten. "Der ganze Himmel war orange", sagte Bob Dworak, der einen Kilometer von der Unglücksstelle entfernt wohnt. Er sei sofort auf die Straße hinaus gerannt. Es seien nur noch Flammen zu sehen gewesen. "Plötzlich knallte es, und das Haus wackelte. Es war wie ein Erdbeben." Doug Hartmayer vom Flughafen Niagara International Airport: "Es gab keinen Notruf. Die Maschine ist einfach vom Radar verschwunden." Der Funkverkehr mit der Pilotin der Colgan Air im Auftrag von Continental Airlines durchführte, sei völlig normal verlaufen.

Unter den Toten ist auch Beverly Eckert, die Witwe eines der Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 in New York. Damals waren von Terroristen gekaperte Passagierflugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers gerast. Ihr Mann Sean starb im 105. Stock. "Sie hatten damals bis zuletzt telefoniert", sagte ihre Schwester Sue. Beverly sei auf dem Weg nach Buffalo gewesen, um an einer Oberschule ein Stipendium auf den Namen ihres Mannes eintragen zu lassen.

* Bei der Bruchlandung eines British-Airways-Jets auf dem Londoner City Airport sind am Freitagabend zwei Menschen leicht verletzt worden. Die übrigen 70 Insassen kamen mit dem Schrecken davon. Die aus Amsterdam kommende Maschine hatte Probleme mit dem vorderen Fahrwerk. Die Passagiere mussten das Flugzeug über Notrutschen verlassen.

Video: Die Londoner Bruchlandung

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