Las Vegas: Der weltberühmte Magier Roy Horn nach Raubtier-Attacke in Lebensgefahr.

Washington. Es war sein 59. Geburtstag. Der deutschstämmige Magier Roy Horn trat um 20.15 Uhr Ortszeit auf die Bühne des Hotels "Mirage" in Las Vegas, kündigte zur Feier des Tages eine "außergewöhnliche Show" an. Der Saal war, wie immer, mit 1500 Zuschauern ausverkauft. An der Leine führte Roy den weißen, sieben Jahre alten Tiger Montecore auf die Bühne. Dann begann im Lichtkegel der Scheinwerfer die Dressurnummer. Der Tiger wirkte nervös, schnappte auf einmal nach Horns Arm. Als der Magier das Tier mit dem Mikrofon auf den Kopf schlug, um es abzuschütteln, biss ihn die Raubkatze in den Hals. Der Tiger zog Roy wie eine "Stoffpuppe" hinter sich her. "Wir dachten, das sei Teil der Show", sagte Augenzeuge John Rivera. "Alle warteten darauf, dass der Vorhang wieder aufging." Holger Droste aus Heidelberg, der im Publikum saß: "Plötzlich biss der Tiger zu. Es wurde ganz still im Saal. Als Siegfried auf die Bühne kam, und die Show für beendet erklärte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte." Roy Horn wurde noch in der Nacht operiert. Er hatte massiv Blut verloren, war aber bei Bewusstsein. Der TV-Sender CNN meldete, dass er nach dem ersten Eingriff einen Gehirnschlag erlitt und daraufhin ein zweites Mal operiert wurde. Manager Alan Feldman: "Es ist ein Kampf von Sekunde zu Sekunde, von Minute zu Minute." Allerdings könne sich Roy Horn seinen Besuchern wieder "begrenzt mitteilen". Sein Partner Siegfried Fischbacher (64) wacht Tag und Nacht an seinem Krankenbett. "Wir sind alle schockiert und wissen nicht, wie es dazu kam", sagte ihr Sprecher Dave Kirvin. "Siegfried und Roy haben im Mirage Hotel schon 5750 Shows gegeben, und nie ist etwas passiert." Der Tiger sei seit mehr als sechs Jahren bühnenerprobt gewesen. Es habe nie Probleme gegeben. Die Siegfried & Roy-Show, das erfolgreichste Spektakel in der Geschichte von Las Vegas, wurde zunächst bis Weihnachten abgesagt. Mit der Show-Kombination aus Zauberei und exotischen Tieren hatten Siegfried & Roy vor mehr als 30 Jahren Neuland betreten. Seitdem treten sie ununterbrochen auf. Trotz Eintrittspreisen von mehr als 100 Dollar ziehen sie im Jahr mehr als 700 000 Fans an. Warum biss der Tiger zu? Hagenbeck-Tierpfleger Burkard Bischoff: "Tiger bleiben Wildtiere und sind keine Hauskatzen. Auch wenn sie in Gefangenschaft aufgezogen werden." Ein kleiner Anlass wie ein ungewöhnlicher Lichtreflex könne genügen, um einen Tiger zu einer unerwarteten Reaktion zu bringen. Am 22. Oktober sollten Siegfried & Roy in Hamburg - zusammen mit anderen Weltstars - mit dem "World Award" geehrt werden. Grund der Auszeichnung: Fischbacher und Horn leben mit 40 Tigern und 19 Löwen auf dem Luxus-Anwesen "Dschungelpalast" in Las Vegas. Mit ihrer seit 1982 erfolgreichen Zucht weißer Tiger haben sie die Rasse vor dem Aussterben bewahrt. (SAD/dpa)