Auf der Ferieninsel schwitzen die Urlauber bei 40 Grad - die ersten Waldbrände wüten im Landesinneren.

Palma de Mallorca/Paris. "Die Hitze brennt wie Feuer", sagt der Berliner Urlauber Benno Kulkmann. Er hat sich in einer kleinen Felsenbucht bei Paguera auf Mallorca ein Sonnendach gebaut, setzt sich darunter und steckt die Füße ins Wasser. "Das erfrischt ein kleines bisschen, obwohl das Meer auch schon 25 Grad warm ist", stöhnt er. Überall auf der Insel sind die Strände halb leer - aber das Meer in Ufernähe ist überfüllt. Schuld ist die Jahrhunderthitze mit Temperaturen von 40 Grad im Schatten. So heiß ist es auf den Balearen normalerweise nur im August. An der Playa de Palma in Arenal macht ein junges Pärchen aus Hamburg Ferien, Marlies und Dirk Heimann. "Wir sind gegen 11 Uhr zum Strand gekommen und gleich ins Wasser gegangen. Wir haben uns im Flachen hingelegt und von den Wellen umplätschern lassen - und das anderthalb Stunden lang", erzählt die 26-jährige Marlies. Beide tragen ihre T-Shirts im Wasser, sie schützen vor der sengend heißen Sonne. Viele ältere Urlauber wagen sich aus Angst vor Hitzschlag oder Kreislaufkollaps nicht aus ihren klimatisierten Hotels. Für sie ist es zu heiß zum Baden. "Ich habe noch nie eine solche Hitze erlebt", klagte ein 59-jähriger Bochumer. "Normalerweise gönne ich mir im Urlaub gern ein paar Bierchen - aber jetzt haut mich das um." In vielen Supermärkten ist Mineralwasser bereits ausverkauft. Bei Lidl in Palma Nova waren die Wasserregale gestern wie leer gefegt. "Wir können noch nicht sagen, ob wir morgen Nachschub kriegen", so eine Verkäuferin. Auch Ventilatoren und Klimaanlagen werden knapp. Und die Geräte laufen auf Hochtouren: Mallorca und Menorca registrierten mit 817 Megawatt einen Rekord beim sommerlichen Stromverbrauch. In diesem Monat wurden auf den Inseln bereits 16 Prozent mehr Elektrizität benötigt als im Juni vergangenen Jahres. Wegen der hohen Temperaturen boomt der Handel mit kaltem Wasser und Obst an den Stränden. Kalte Melonenschnitze werden für den stolzen Preis von einem Euro angeboten. Die Hitze hat mittlerweile auch die ersten Waldbrände entfacht. Im Landesinneren verkohlten 1500 Quadratmeter Gebüsch, in Algaida brannte ein Stoppelacker ab, und die Feuerwehr musste Hunderte Ziegen und Schweine retten. In Calvia fingen 3000 Quadratmeter Wald Feuer. "Es besteht höchste Brandgefahr. Wenn wir nicht äußerst vorsichtig sind, kommen in diesem Sommer noch viele Feuer auf uns zu", warnt Umweltschutz-Direktor Francesc Buils in Palma. Auch in anderen Ländern Europas herrscht drückende Hitze: Spitzenwerte misst man in der Schweiz, wo in Genf ein neuer Jahresrekord aufgestellt wurde (36,5 Grad), und Griechenland (37 Grad). In Palermo auf Sizilien musste das regionale Parlament die Arbeit unterbrechen, weil das Stromnetz zusammenbrach. Grund: die vielen eingeschalteten Klimaanlagen. In Latium bei Rom hat es seit 70 Tagen nicht mehr geregnet, in Rom zeigt das Thermometer um Mitternacht noch 30 Grad. In der südwestfranzösischen Dordogne-Region waren nach einem Gewitter fast 10 000 Menschen ohne Strom. In den französischen Alpen (37 Grad) lösten zwei belgische Touristen einen Heidebrand aus, den erst zwei Löschflugezuge unter Kontrolle bringen konnten. Und bei einer Weinausstellung in Bordeaux brachten die Temperaturen die Winzer zur Weißglut: Sie fordern nun Klimaanlagen, damit ihre edlen Tropfen nicht länger bei 35 Grad "gekocht" werden. Wer zum Urlaub in eines der Hitzeländer aufbricht, sollte diese Tipps beachten: drei Liter Flüssigkeit trinken, möglichst auf Alkohol verzichten. Vor allem zur Mittagszeit die Hitze meiden. Wichtig: Mit Hut oder Turban den Kopf vor Sonnenstrahlen schützen - auch bei dichtem Haar. Und für ältere Menschen gilt: Klimatisierte Räume sind besser als Gluthitze.