Kommentar

Der Umgang mit Katastrophen verläuft in totalitären Systemen noch immer nach dem gleichen Muster: erst das Problem möglichst totschweigen, weil mit dessen Bekanntwerden neben Gesichtsverlust auch Zweifel an der Allmacht der Herrschenden auftauchen könnten. Wenn es nicht mehr anders geht, erfolgen in einem Anfall von Überreaktion hektische Maßnahmen zur Problemlösung. Und es kommt zur großen Abstrafung - vorzugsweise von subalternen Beamten. So verfuhren 1986 die damals zuständigen Sowjetbehörden, als sie versuchten, den GAU von Tschernobyl so lange wie möglich als relativ harmlose Betriebsstörung herunterzuspielen. Und Chinas Verantwortliche schwiegen viel zu lange über den Ausbruch der Lungenkrankheit SARS. Wären sie der neuen Seuche bereits bei deren Entdeckung offensiv und öffentlich begegnet, hätte deren Ausbreitung vermutlich eingedämmt werden können. Neben der nun immer rascher steigenden Zahl von Infizierten bleiben in China und im Rest der Welt Ängste zurück, weil eine ohnehin bedrohliche Krankheit durch Heimlichtuerei an Unheimlichkeit noch gewonnen hat.