Der 30-Jährige räumte ein, im Juni 2009 die tödlichen Messerstiche gegen einen Regionalchef der rivalisierenden “Outlaws“ geführt zu haben.

Kaiserslautern. Überraschender Auftakt im Kaiserslauterner Rockermord-Prozess: Gleich am ersten Verhandlungstag hat der Angeklagte Björn S., Mitglied der Rockerbande Hells Angels, ein Teilgeständnis abgelegt. Der 30-Jährige räumte am Dienstag vor dem Landgericht Kaiserslautern ein, im Juni 2009 die tödlichen Messerstiche gegen einen Regionalchef der rivalisierenden „Outlaws“ geführt zu haben. Allerdings schränkte er sein Geständnis dahingehend ein, dass betonte, er selbst habe mit einem Messerangriff des Opfers gerechnet.

Es ist bereits der zweite Prozess, der sich mit dem Tod des Regionalpräsidenten der Rockergruppe Outlaws im Juni 2009 auf einer Landstraße bei Kirchheimbolanden (Donnersbergkreis) beschäftigt. Im Mai 2010 hatte das Landgericht Kaiserslautern bereits zwei Komplizen des damals noch flüchtigen mutmaßlichen Haupttäters wegen Körperverletzung mit Todesfolge beziehungsweise wegen Beihilfe zu siebeneinhalb und vier Jahren Haft verurteilt.

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Opfer verfolgt und am Straßenrand niedergestochen

Das Trio soll den 45-jährigen Outlaw-Präsidenten, der auf einem Motorrad unterwegs war, mit dem Auto verfolgt und ausgebremst haben. Nachdem einer der bereits Verurteilten den Bandenchef mit einem Schlagstock zu Boden geprügelt hatte, soll ihm der jetzt Angeklagte sieben Messerstiche in den Rücken und in die Seite versetzt haben. Das Opfer starb wenige Stunden später im Krankenhaus.

Der Vorwurf gegen den 30-Jährigen lautet auf Mord. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wollte er sich dafür rächen, dass er zuvor von Outlaws verprügelt worden sei, weil er in seiner Hells- Angels-Kutte in einem von den Outlaws beanspruchten Gebiet gezeigt hatte. Außerdem habe der Angeklagte damit gerechnet, durch die Tat in der Hierarchie der Hells Angels aufzusteigen, argumentierte die Staatsanwaltschaft.

Der Angeklagte, der in einem schwarzen T-Shirt mit Hells-Angels-Abzeichen vor den Richter trat, betonte dagegen in seiner Stellungnahme, er und seine Kumpanen hätten den Outlaw eigentlich nur verprügeln wollen. Die Situation sei dann aber eskaliert. Für die Version des Angeklagten spricht auch die Aussage einer Polizistin, wonach am Tatort drei Messer gefunden wurden. Zwei davon hätten nicht den Tätern, sondern dem Opfer zugeordnet werden können.

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Das Teilgeständnis des Rockers könnte nun dazu führen, dass der Prozess sehr schnell und ohne größere Beweisaufnahme zu einem Ende kommt. Auf Vorschlag des Vorsitzenden Richters trafen sich Gericht, Anklage und Verteidigung am Dienstagnachmittag zu einem sogenannten Rechtsgespräch. Dabei wollten sie über ein angemessenes und für alle Seiten akzeptables Strafmaß verhandeln.

Reduzierung der Anklage auf Totschlag möglich

Möglich wäre zum Beispiel, dass die Anklage dabei auf Totschlag reduziert werde, sagte Staatsanwalt Hans Bachmann. Dass der Angeklagte sich zuerst gestellt und nun auch zumindest teilweise geständig gezeigt habe, sei nach seiner Einschätzung allerdings wohl „nicht ohne Billigung der Führungsriege des Rockerclubs“ geschehen, sagte Bachmann. Hintergrund ist vermutlich, dass die Hells Angels sich derzeit bundesweit einem verstärkten Verfolgungsdruck durch die Behörden ausgesetzt sehen.

Der Prozess am Dienstag fand unter ähnlich scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt wie bereits die Verhandlung gegen die beiden Komplizen. Damals hatten sich zum Prozessauftakt im Dezember 2009 mehr als 1.000 Rocker der beiden rivalisierenden Banden vor dem Landgericht versammelt. Eine solche Demonstration blieb dieses Mal allerdings aus. Im Gerichtssaal saßen lediglich einige Unterstützer des Angeklagten in T-Shirts mit der Aufschrift „Free Björn“. Das Tragen der Rocker-Kutten im Saal hatte das Gericht untersagt.