Für kriminelle Rocker gibt es keine Landesgrenzen. Das zeigen die jüngsten Entwicklungen. Auch zwischen verfeindeten Clubs gibt es klare Absprachen.

Berlin. Bei den kriminellen Rockerclubs in Deutschland mehren sich nach Angaben des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) die Hinweise auf bundesweite Verstrickungen. „Die führenden Köpfe kennen sich von Präsidententreffen, bei denen Reviere untereinander aufgeteilt werden“, sagte der BDK-Chef André Schulz am Donnerstag. „Dabei kennen Rocker keine Landesgrenzen.“

Auch zwischen eigentlich verfeindeten Clubs würden klare Absprachen getroffen. Bislang konzentrierten sich Ermittler meist nur auf lokale Gruppen. „Es wird darum höchste Zeit, dass man die Rocker als bundesweites Problem betrachtet und auch so angeht.“ Ein deutschlandweites Verbot sei nur ein erster Ansatz.

Die „gute Zusammenarbeit“ zwischen unterschiedlichen Clubs sehe man am jüngsten Beispiel in Berlin. „Der Chef des nun verbotenen Hells Angels-Charters Berlin City war noch vor zwei Jahren ein Anführer der Bandidos.“ Solche Lagerwechsel würden von führenden Rockern stets abgesegnet - oft auch nach hohen Ablösezahlungen.

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„Bei den Hells Angels kann man davon ausgehen, dass der hannoversche Clubpräsident Frank Hanebuth der führende Kopf in Deutschland sein dürfte“, sagte Schulz. „Nach unserem Kenntnisstand werden in den regionalen Hells Angels-Ablegern keine wichtigen Entscheidungen getroffen, die Hanebuth nicht abgenickt hat.“ Dem Rocker-Boss wird derzeit etwa vorgeworfen, von den Verbrechen von Hells Angels in Kiel gewusst oder sie gar angestiftet zu haben. Hanebuth, in dessen Haus bei Hannover es jüngst eine Razzia gab, bestreitet dies.

Ermittlungen dürften nicht nur gegen einzelne Untergruppen geführt werden. Gerade innerhalb der Clubs seien bundesweite Netze erkennbar, die auch so bekämpft werden müssten.

Eine Club übergreifende Zusammenarbeit gebe es bei den Rockern vor allem immer dann, wenn ihre Existenz bedroht sei. „Dann machen sie gemeinsame Sache gegen den Staat - und zwar deutschlandweit“, betonte der Kriminalist. Dies sei etwa bei der medienwirksamen Verbrüderung von Bandidos und Hells Angels vor zwei Jahren der Fall gewesen. Damals stand bei der Innenministerkonferenz in Hamburg ein bundesweites Verbot zur Diskussion.

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Nach Schulz' Ansicht müsse ein generelles Rockerverbot wieder auf die Tagesordnung. So sollten Anhänger die entsprechenden Symbole nicht mehr tragen dürfen. Zwar würden dadurch die Machenschaften nicht unterbunden. „Es geht dabei aber darum, ein starkes Signal zu setzten und den Mythos zu zerschlagen“, sagte Schulz. „Nachteile gäbe es nicht. Die Verbrechen passieren ja sowieso im Verborgenen.“