Genau zwischen den Berliner Szene- und Touristenkiezen Kreuzberg und Friedrichshain lag die Kriegsbombe mehr als 65 Jahre im Wasser.

Berlin. Statt ihre Koffer auszupacken, standen die beiden jungen Touristinnen aus Bayern in Berlin-Kreuzberg auf der Straße. Die Entschärfung einer Weltkriegsbombe an der Spree und umfangreiche Absperrungen nahmen Angela (19) und Nadja (21) aber gelassen: "Wir finden das lustig, weil uns immer so etwas im Urlaub passiert." Mehr als 5.000 Menschen mussten am Donnerstagnachmittag für viele Stunden ihre Wohnungen und Büros nahe der Oberbaumbrücke verlassen, bevor die Polizei um 18.30 Uhr meldete: Bombe entschärft.

Die englische 250 Kilo schwere Bombe war gegen 10:00 Uhr bei Baggerarbeiten in der Spree unterhalb der Oberbaumbrücke entdeckt worden. Der Bagger packte die Bombe auf einen Lastkahn, der für Schlamm und Sand bereit lag. Wegen eines Fundes vor einiger Zeit unweit der Stelle hatten Experten für die Bergung von Munition die Bauarbeiten bereits beobachtet.

Rund um den Fundort zog die Polizei einen Sperrkreis von 500 Metern. Die nahe dem Ufer gelegenen Straßen in Berlin-Kreuzberg und Friedrichshain waren am meisten von den Räumungen betroffen. Am Mittag begann sie damit, den Bereich zu räumen. Polizeiautos fuhren durch die Straßen. Über Lautsprecheransagen wurden die Bewohner informiert. Bis etwa 18:00 Uhr verließen 5.000 Menschen Wohnungen, Büros und Geschäfte. Insgesamt waren 200 Polizisten im Einsatz.

Kurze Zeit stoppten zunächst am Mittag auch U- und S-Bahnen, fuhren dann aber wieder schnell weiter. Am Abend während der Entschärfung stand dann wieder der Verkehr über die Brücke - inklusive der U-Bahn. Auf beiden Ufern stauten sich Autos, Radfahrer und Fußgänger. Komplett unterbrochen war die ganze Zeit der Schiffsverkehr auf der Spree.

Die meisten Menschen im Kreuzberger Kiez nahmen die Räumungen bei Sonnenschein und Wärme gelassen. Ein Mitarbeiter einer Medienagentur sagte: "Wir sind nicht verärgert, weil die Polizei sehr freundlich war." Nur ein etwa 40-jähriger Mann zeigte sich am Nachmittag auf der Straße noch ahnungslos: "Ich habe nichts mitbekommen. Ich will jetzt Brot kaufen und gehe dann zurück in meine Wohnung." Das verbot ihm dann die Polizei.

Erst am 6. April hatten etwa 7.000 Menschen in Berlin-Spandau für viele Stunden ihre Wohnungen verlassen müssen, bis nachts eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht werden konnte. Im Berliner Boden werden noch immer zahlreiche explosive Hinterlassenschaften des Krieges vermutet.