Hamburg. Die Fäuste flogen schon vor dem Anpfiff der Partie. Die Täter gingen mit Eisenstangen vor. Zweifel an St. Paulis Sicherheitskonzept.

Einmal mehr ist der Hamburger Amateurfußball von gewalttätigen Ausschreitungen erschüttert worden. Tatort der traurigen Szenerie: das Derby in der Kreisliga 2 zwischen St. Pauli IV und dem HFC Falke auf dem Heiligengeistfeld an der Feldstraße. Zwischen dem braun-weißen Abstiegskandidaten und Tabellenführer Falke war noch kein sportlicher Zweikampf auf dem Rasen ausgetragen worden, da flogen außerhalb des Kunstrasenplatzes die Fäuste. Circa 50 vermummte St. Pauli-Anhänger griffen HFC-Fans an, die sich vor dem Eingang befanden.

Um 13.50 Uhr, zehn Minuten vor dem schließlich leicht verzögerten Spielbeginn, alarmierte der Ordnungsdienst die Polizei. „Als die Beamten eintrafen, war niemand mehr vor Ort“, sagte Pressesprecherin Heike Uhde dem Abendblatt. Die Angreifer waren bereits Richtung U-Bahn Feldstraße geflüchtet. Sicherheitshalber wurden die HFC-Fans dorthin nach Spielschluss per Polizeieskorte begleitet.

Falke erhebt Vorwürfe gegen St. Pauli

Falkes Ligaobmann Nils Kuntze-Braack nahm während der Partie Stellung zu den Geschehnissen. „Circa 70 Ultras von St. Pauli haben unseren Fans aufgelauert. Sie gingen mit Eisenstangen und Flaschen auf die Leute los. Mindestens zwei unserer Fans mussten mit Platzwunden ins Krankenhaus. Ich bin schockiert.“ Gegenüber dem FC St. Pauli erhob Kuntze-Braack schwere Vorwürfe. „Die Sicherheit hier ist nicht gewährleistet. Es gibt keine Absperrungen, gar nichts. Man hätte dieses Spiel nie anpfeifen dürfen.“ Er bestätigte, das ein St. Pauli-Fan versucht habe, ihn anzuspucken.

In der Tat verwunderte das Sicherheitskonzept der St. Paulianer. Gut 500 Zuschauer kamen zu der Partie, nur wenige Ordner waren zu sehen. Dass die Begegnung zwischen dem FC St. Pauli IV und Falke – gegründet von Ex-HSV-Anhängern, die mit der Ausgliederung des Bundesligisten in eine Aktiengesellschaft nicht einverstanden waren – Konfliktpotenzial barg, war eigentlich offensichtlich. „Ich habe vom Hörensagen mitbekommen, dass es vor dem Spiel geknallt haben soll. Mit der Polizei haben wir uns zuvor nicht abgesprochen. Wir engagierten einen Ordnungsdienst von circa neun Mann. Auch Falke hatte Ordner dabei“, sagte St. Pauli-Verteidiger und Abteilungsleiter Christian Klamar.

Das Spiel selbst geriet zur Nebensache. „Es sind sehr unschöne Szenen passiert. Unsere Fans wurden angegriffen, Spieler von uns auf dem Dom von USP-lern beleidigt und angespuckt. Ich habe der Mannschaft gesagt, sie soll sich nicht einschüchtern lassen“, sagte Falke-Trainer Dirk Hellmann. Das klappte. Christopher Dobirr (32.) und der überragende Tobias Leuthold mit einem Viererpack (11., 56., 71., 75.) sorgten bei einem Gegentreffer von Bastian Zeibig (10.) für einen deutlichen und hochverdienten 5:1-Sieg des HFC Falke.