Hamburg. Hockeyherren des HTHC gewinnen Stadtderby gegen Club an der Alster 3:2. Der neue Innenverteidiger Felix Mathes glänzt als Vorbereiter.

Dass Hockey oft nicht nach den Gesetzen des Berufssports funktioniert, ist zwar keine Neuigkeit, fördert aber immer wieder neue Geschichten zutage. Auf der Suche nach einem Abwehrspieler schrieb also im Sommer Paul Pongs, Mittelfeldspieler in Diensten des Harvestehuder THC, eine E-Mail an Felix Mathes, Verteidiger beim Nürnberger HTC. Man kannte sich zwar nicht über gemeinsame Bundesligaduelle hinaus, dennoch fragte Pongs, ob sich Mathes nicht vorstellen könne, nach Hamburg zu wechseln.

Wenige Wochen später kam der 21-Jährige in Begleitung seines Vaters zum Gespräch mit HTHC-Präsident Cito Aufenacker, Chefcoach Christoph Bechmann und Co-Trainer Stephan Platz nach Hamburg. Man wurde sich über einen Einjahresvertrag einig, und so spielt Mathes nun seit Saisonbeginn für die Schwarz-Gelben. Das macht er mit einer Abgeklärtheit, die vermuten lässt, dass er niemals etwas anderes gemacht hat. Und das ermöglicht Bechmann, den bisherigen Abwehrchef Tobias Hauke wieder als Spielgestalter ins Mittelfeld zu ziehen, wo er den nach Eindhoven abgewanderten österreichischen Star Benjamin Stanzl ersetzt.

„Tatsächlich war ich am Anfang doch sehr aufgeregt, ob ich auf dem Niveau mithalten könnte“, gibt Mathes zu. Bereits im ersten Vorbereitungsspiel habe er den Klassenunterschied zwischen Titelkandidat HTHC und Abstiegskandidat Nürnberg gespürt. „Tempo und Athletik waren extrem hoch, und die Qualität der Einzelspieler ist ein Stück höher als in Nürnberg“, sagt er. Mittlerweile jedoch hat der passionierte Motorradfahrer ausreichend Selbstvertrauen aufgebaut, um sich als gestandenen Teil seines neuen Teams begreifen zu können.

Seinen unaufgeregten Stil hat Mathes, der als Vierjähriger beim NHTC mit dem Hockey begann und seine Brüder Stefan, 19, und Nicolas, 15, zum Nacheifern ermutigte, an der Seite von Max Müller gelernt. Der langjährige Nationalmannschaftskapitän leitete seinen jungen Kollegen an, seit dieser 2011 in der Bundesliga debütierte. „Max ist ein extrem guter Lehrer“, sagt er, „wir haben nach dem Training oft Sonderschichten geschoben, um die Spieleröffnung von hinten heraus zu optimieren. Ich verdanke ihm viel!“

Am Sonnabend erlebte Mathes, am Klosterstern lebender Fernstudent der Rechtswissenschaften, nun sein erstes Hamburger Derby. Beim 3:2-Sieg über den Club an der Alster, der vor allem ob der drückenden Überlegenheit der Gäste in der zweiten Halbzeit als glücklich bezeichnet werden musste, passierte Erstaunliches. Während der neue Abwehrchef wie das gesamte Team im Spielaufbau fahrig wirkte, konnte er sich als Torvorbereiter auszeichnen. Das 1:0 durch David Goodfield (13.) legte er per Sololauf über links ebenso auf wie das 2:1 durch Leon Willemsen (25.) mit einem klugen Pass in die Spitze. „Das kommt nicht oft vor, aber ich nehme es gerne mit“, sagte Mathes.

Alster, das durch Dieter Linnekogel (18./27.) zweimal ausgleichen konnte, aber nach Michael Körpers Eckentor (32.) nicht mehr zurückschlagen konnte, musste sich die verlorenen Punkte selbst ankreiden. „Wir haben dem HTHC die Tore geschenkt und zu viele Chancen vergeben. Der Unterschied war, dass die effektiver waren. Ansonsten war es ein sehr gutes Spiel von meinem Team“, sagte Alster-Cheftrainer Joachim Mahn.

Wie schnell er gelernt hat, was in Hamburg wirklich zählt – Derbysiege nämlich – bewies Felix Mathes mit seinem Spielfazit. „Mein erstes Derby hat Spaß gemacht. Am Ende sind nur die drei Punkte wichtig“, sagte er, „schon allein, weil Alster nur zwei Punkte hinter uns lag und keiner Bock darauf hatte, dass die uns überholen.“