Hamburg/Essel. Für die Faustballerinnen des TSV Essel ist das Erstligaabenteuer nach einer Saison schon wieder vorbei. Seike Dieckmann hat vorgesorgt.

Im Juli vergangenen Jahres ging der Traum in Erfüllung. Als Meister stiegen die Faustballdamen des TSV Essel in die erste Liga auf – als jüngstes Bundesligateam ausschließlich mit Spielerinnen, die in der eigenen Jugend ausgebildet wurden. „Das gibt es nur noch bei den wenigsten Vereinen“ sagt die 21-Jährige Seike Dieckmann, die in Essel mit sechs Jahren das Faustballspielen begann.

Etwas mehr als ein Jahr danach war dieses Abenteuer schon wieder vorbei. Die erste Liga ist in die Bundesliga Nord und Bundesliga Süd aufgeteilt. Aufgrund der geografischen Lage startete Essel in der ersten Liga Nord, dessen Staffel aus neun Teams besteht. Die ersten drei spielen nun zusammen mit den drei besten aus dem Süden die deutsche Meisterschaft aus. Die zwei Letztplatzierten steigen ab. Vor dem letzten Spieltag lag Essel noch auf Rang sieben, vier Punkte entfernt vom ersten Abstiegsplatz. Ein Sieg hätte also zum Klassenerhalt gereicht. Doch der ärgste Konkurrent sowie Achtplatzierte, MTV Hammah, siegte am letzten Spieltag zunächst in einem umkämpften Spiel mit 3:2 gegen TV Jahn Schneverdingen (Fünfter) und anschließend deutlich mit 3:0 gegen Essel, das auch im entscheidenden Spiel gegen Schneverdingen mit 0:3 unterlag. Aufgrund der schlechteren Satzdifferenz stieg das Team aus dem Kreis Stade nach seiner ersten Saison im Oberhaus des Frauenfaustballs ab.

Schlechteste Leistung seit Jahren beklagt

„So schlecht haben wir seit zehn Jahren nicht mehr gespielt“, sagte Abwehrspielerin Dieckmann und fügte später hinzu, es sei einfach „ein riesen Kopfproblem“ gewesen: „Ich habe das so noch nie erlebt. Also so haben wir echt noch nicht gespielt, unglaublich. Aber wir haben uns ein bisschen auf die anderen verlassen. Dass es sich nach dem ersten Spiel sowieso erledigt hätte, weil Schneverdingen normalerweise locker gegen Hammah gewinnen müsste.“ Trainer Marco Bartsch weiß, was in seinen Schützlingen vorgeht: „Wenn man aus der ersten Liga absteigt, ist man immer enttäuscht. Wir wussten vor der Saison, dass es ganz schwer wird.“

Das Damenteam des TSV Essel besteht ausschließlich aus Eigengewächsen
Das Damenteam des TSV Essel besteht ausschließlich aus Eigengewächsen © Dennis Stepien

Von acht Spieltagen hätten sie sechs gut gespielt, als Aufsteiger überraschend zehn Punkte geholt. „Im Endeffekt fehlte uns aus den letzten vier spielen ein Sieg, das haben wir nicht mehr über die Bühne bekommen. Wenn man vier Möglichkeiten hat und davon keine nutzt, dann ist so was auch verdient“ fasst Bartsch zusammen, der diese Situation nur zu gut kennt: „Ich bin selber zwei Mal aus der Bundesliga abgestiegen. Wir sind dann auch immer wieder hochgekommen. Damals haben wir mal mit dem Team zusammen in der Kabine ein Bier getrunken und uns gesagt, ‘ne, so geht das nicht.’ Danach haben wir noch härter trainiert und zwei Jahre später um die deutsche Meisterschaft mitgespielt.“

Ein Profisport ohne Verdienst

Dass seine Esseler Mannschaft Potenzial für die erste Liga hat, hat sie des öfteren bewiesen. Die deutsche Meisterschaft wird jedoch eher nur ein Traum bleiben. Die Spielerinnen sind zwar allesamt Profis, doch verdienen sie mit ihrem Sport keinen einzigen Cent. „Ich kenne es nicht anders. Ehrlich gesagt ist mir das auch nicht so wichtig“, sagt Dieckmann. Profisport ohne Lohn? Eigentlich unvorstellbar, wenn man sich die Millionengehälter zum Beispiel aus dem Fußball anschaut. Doch Faustball ist nun mal eine Randsportart.

Seike Dieckmann studiert deswegen an der Universität Hamburg Sport auf Lehramt. Neben einer weiteren Studentin arbeiten ihre Mannschaftskolleginnen hauptberuflich. Der Trainingsbetrieb findet deshalb nur einmal die Woche statt, in der Vorbereitung höchstens zweimal. Doch zu einem besseren Verein aus der ersten Liga zu wechseln, daran denkt die U21-Weltmeisterin und -Europameisterin nicht: „Wenn ich gewechselt wäre, hätte ich alles vor die Füße gelegt bekommen. Ich hätte erste Liga und um die deutsche Meisterschaft spielen können. Aber ich wollte bei meinem Verein bleiben, weil ich selber etwas aufbauen, selber mit Essel aufsteigen und erste Liga spielen will“.

Diesen Traum durfte sie eine Saison lang erleben. Nicht unwahrscheinlich, dass der TSV Essel auch im kommenden Sommer wieder um die Aufstiegsränge mitspielen wird. Doch zunächst steht erst einmal die kommende Hallensaison an, ab September startet dafür die Vorbereitung. Hier geht es in der zweiten Liga Ost wieder um das Ziel Aufstieg, das in der Halle vergangene Saison haarscharf um einen Satz verpasst wurde.