Bargteheide. 16-jährige Nicole Coopersmith steht beim TC vor dem Beginn ihrer Profilaufbahn. Neu formiertes Damenteam peilt Zweite Bundesliga an.

Ihre Heimatstadt ist Palm City. Im warmenFlorida hat Nicole Coopersmith viele Jahre gelebt und Tennis gespielt. Zwischendurch fand die 16 Jahre alte Amerikanerin in Indien, Vietnam, Kroatien und auf den Philippinen eine Ersatzheimat, denn Vater Roy Coopersmith ist von Beruf Tennislehrer.

Seit Jahren reist er mit Kind und Kegel durch die Welt, um junge Tennistalente zu fördern. In der Nick-Bollettieri-Tennis-Academy (Florida) trainierte er einst die erfolgreichen Schwestern Serena und Venus Williams sowie den deutschen Profi Philipp Kohlschreiber.

Nun hat Nicole ihre sportlichen Zelte beim Bargteheider TC aufgeschlagen. Seit drei Wochen ist die 16-Jährige in Deutschland. Vater Roy hatte das geeignete Umfeld gesucht, um seiner Tochter den Einstieg in die Profilaufbahn zu ermöglichen – und wurde an der Kruthorst fündig. „Vier Tage lang hat Roy sich auf unserer Anlage umgeschaut und uns beim Training beobachtet“, sagt Tenniscoach Michael Langner. „Anschließend hat er zu unserem Konzept sein Okay gegeben.“

Nicole wird in Hamburg die Internationale Schule besuchen

Noch spricht Nicole kein Deutsch. Bis sie sich richtig eingelebt und eine eigene, kleine Wohnung gefunden hat, wohnt sie im Haus von Langner. Unterrichtet wurde die junge Amerikanerin in den vergangenen Jahren von Privatlehrern. „In Kürze werde ich auf die Internationale Schule in Hamburg wechseln und mich gleichzeitig in Bargteheide auf meine Karriere als Tennisprofi vorbereiten“, sagt Nicole.

Ein gutes Zeitmanagement ist dann gefragt, denn zweimal pro Tag steht Training an – und das bis zu siebenmal in der Woche. Heimweh kommt bei ihr nur selten auf. „Über WhatsApp und Facebook stehe ich fast täglich in Kontakt mit meiner Familie“, sagt Nicole.

Langner, 31, hält Deutschland für den idealen Standort, um eine junge Spielerin auf ihre Profikarriere vorzubereiten. „Es gibt hier eine hohe Dichte von Ranglistenturnieren, die einer Spielerin wie Nicole die Möglichkeit bieten, jedes Wochenende ein Turnier zu spielen und wichtige Matchpraxis zu sammeln.“ Zudem habe sie alle Voraussetzungen, sich in absehbarer Zeit unter den Top-500-Spielerinnen, später vielleicht sogar unter den besten 100 der Welt zu etablieren. Langner: „Für ihr Alter spielt sie schon auf hohem Niveau.“ Thomas Rupp, ebenfalls Tenniscoach beim BTC, bringt es auf den Punkt: „Nicole muss noch an ihrer Physis und an ihrer mentalen Stärke arbeiten, denn Tennisspielen kann sie einfach.“

Der 31-Jährige arbeitet bei der Global Tennis School, die der gleichaltrige Langner seit vier Jahren in Hamburg betreibt. Gemeinsam bieten sie Vereinen ihre Leistungen an. Langner: „Unser Konzept ist darauf aufgebaut, den Leistungs- mit dem Breitensport zu verbinden, um diesen wiederum für Jugendliche attraktiver zu gestalten.“

Beim Bargteheider TC geht das Vorhaben offenbar auf. „Die beiden sprechen einfach die Sprache der Jugendlichen und können sie hervorragend motivieren“, sagt Peter Stirnal, Pressesprecher des BTC. „Das kommt gut an und stellt sicher, dass manch einer unserer Nachwuchsspieler noch enger an den Verein gebunden wird.“

Neu formierte Damenmannschaft peilt in einigen Jahren die Zweite Bundesliga an

Die junge Amerikanerin spielt auch innerhalb der neu formierten ersten Bargteheider Damenmannschaft eine große Rolle. Langner: „Nicole soll das Team in den kommenden Jahren in die Zweite Bundesliga führen. Ich glaube, schon jetzt könnte die Mannschaft in der Regionalliga um die vorderen Plätze mitzuspielen.“

Bis es soweit ist, müssen sich Nicole, Anette Munozua (Schweden), Sangneta Roopan (Norwegen) und die Schwestern Dasha und UIrina Beshenseva (Russland) – übrigens alles Spielerinnen, die Langner und Rupp bei internationalen Jugendturnieren kennengelernt und nach Bargteheide geholt haben – in Geduld üben. Denn derzeit schlagen die Bargteheiderinnen noch in der untersten Bezirksklasse auf.

„Unser Antrag auf ein Startrecht in der Landesliga wurde vom Sportausschuss des Tennisverbands Schleswig-Holstein abgelehnt“, sagt Langner, „ich hoffe aber, dass er zur kommenden Saison genehmigt wird.“ Den Großteil der Kosten für dieses Projekt übernimmt ein Sponsor.

Nicole lies ihr Talent erst kürzlich bei den mit 6000 Euro dotierten 39. Göttinger Stadtmeisterschaften aufblitzen. Ungesetzt zog sie ins Finale ein, schaltete auf dem Weg dorthin drei Spielerinnen der Top-100-Rangliste des deutschen Tennisbundes aus, und unterlag dann knapp der fünf Jahre älteren Zweitligaspielerin Ani Amirajhyan (Blau-Weiß Dresden) mit 3:6, 6:2, 7:10. An diesem Wochenende nimmt Nicole an den gemeinsamen Landesmeisterschaften von Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern in Henstedt-Ulzburg teil.