Bargfeld-Stegen. Das Fußballtalent aus Bargfeld-Stegen trifft Freitag im Finale der U17-EM auf Frankreich. Seine Familie ist in Bulgarien hautnah dabei.

Für Maike Rose-Janelt begann der wohlverdiente Frühlingsurlaub mit einem Schock. Mit ihrem Mann Timo Rose hatte sie vor Wochen die Reise nach Bulgarien gebucht – seit feststand, dass sich die deutsche U17-Nationalmannschaft mit ihrem Sohn Vitaly für die dortige Europameisterschaft qualifiziert hatte. Tagsüber das Land im Osten Europas erkunden, abends dem Filius beim Fußball zugucken, so war der Plan.

Doch Vitaly Janelt wurde nicht nominiert.

Trainer Christian Wück hatte sich überraschend dazu entschieden, statt Janelt einen weiteren Verteidiger in den Kader zu nehmen. Janelt war gerade auf dem Weg von seiner Wahlheimat Leipzig, wo er für den Bundesligisten RB spielt, zur Familie nach Bargfeld-Stegen, als sein Handy klingelte. Das Telefonat dauerte keine Minute. Aus der Traum.

„Das war extrem und tat mir sehr Leid“, sagt Maike Rose-Janelt heute. „Er war doch eigentlich gesetzt.“ Den eigentlichen Anlass für die Reise nach Bulgarien gab es plötzlich nicht mehr, doch Flug und Hotel waren gebucht. Rose-Janelt und ihr Mann flogen wie geplant in den Urlaub. „Es war schon hart, nach Bulgarien zu fliegen und den Sohn zurücklassen zu müssen.“

Einen Tag vor seinem 17. Geburtstag war Vitaly plötzlich doch dabei

Doch wie schnell sich im Fußball alles verändern kann, erlebte Vitaly, der Profi werden möchte, wenig später gleich zum zweiten Mal. Weil sich im Auftaktspiel der Deutschen ein Mittelfeldspieler das Bein brach, wurde der Bargfelder nachnominiert. Schon im zweiten Gruppenspiel, einen Tag vor seinem 17. Geburtstag, saß er auf der Bank. Bei der dritten Partie stand er in der Startelf, ebenso wie im Viertelfinale und im Halbfinale.

Vom Aussortierten hat sich der robuste Mittelfeldspieler wieder zum Leistungsträger gemausert. Im Viertelfinale gegen Spanien übernahm er Verantwortung und traf im Elfmeterschießen. Im Halbfinale gegen Russland war er sogar maßgeblich am 1:0-Siegtor beteiligt, als er an der Mittellinie den Ball eroberte und einen herrlichen Pass auf den linken Flügel spielte.

Nun, am heutigen Freitag, kann der 17-Jährige seine verrückte EM mit dem Titel krönen. Um 19 Uhr (Eurosport überträgt live) treffen die DFB-Junioren in Burgas auf die französische Nationalelf um Torwart Luca Zidane – Sohn des einstigen Weltfußballers Zinedine Zidane. Es könnte der erste EM-Titel für eine deutsche U17 seit 2009 werden. Damals gehörte ein gewisser Mario Götze zum Team, ein Marc-André ter-Stegen, Shkodran Mustafi und Bernd Leno.

Die Eltern waren von Hansi Flick zum Abendessen im Teamhotel eingeladen

Maike Rose-Janelt bekommt ihren Sohn in diesen Tagen nur selten zu Gesicht. Meistens läuft der Kontakt über WhatsApp. Nach den Spielen können die Angehörigen vor dem Mannschaftsbus warten, um rasch zu gratulieren. In Absprache mit dem DFB war auch mal ein viertelstündiger Besuch drin.

Von der Organisation des Verbandes zeigt sich die Mutter vierer Söhne, von denen der jüngste der fußballerisch begabteste ist, begeistert. „Die Mannschaft wohnt 200 Kilometer entfernt von Stara Sagora, wo die meisten Spiele waren. Aber die Spieler konnten vor und nach den Spielen in ein Tageshotel direkt im Ort“, erzählt sie. Besonders aber freuten sich die anwesenden Eltern über die Einladung von Sportdirektor Hansi Flick, der zu Beginn der EM ein gemeinsames Abendessen im Teamhotel organisierte.

Nun wartet Maike Rose-Janelt nur noch auf das Finale. Es kann das traumhafte Ende werden eines Urlaubs, der mit einem Schock begann.